Re: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

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staggerlee

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Meine letzte Doku, die ich im Fernsehen gesehen habe war Alles Liquid?! Meines Erachtens eine sehr gelungene Doku über die Piratenpartei, da die Macher a) einige der Berliner Abgeordneten über ein Jahr lang eng begleitet haben und b) auch der politische Gegner zu Wort kommen liessen und so ein recht umfassendes Bild aus der Innen- und Außenperspektive gezeichnet wurde.

Mir hat das sehr zu denken gegeben. Auf der einen Seite bin ich der Meinung, daß diese Partei eine zentrale Frage der Gegenwart aufwirft: Was bedeutet es, wenn sich die technischen Voraussezungen zur Kommunikation verändern und damit die Kommunikation selbst? Was für Auswirkungen hat dies für die politische Auseinandersetzung, für das politische Sytem?

Auf der anderen Seite bin ich mir nicht sicher ob die Partei überleben kann. Im Gegensatz zu den Anfängen der Grünen haben sie keine wirklich gemeinsame politische Zielsetzung, ein Thema wie den ökologischen Umbau hinter dem sich Massen mobilsieren lassen und zusammen finden. Vor allem aber weiß ich nicht ob sie in der Lage sind wie die Grünen Gegensätze wie Basis/Führung, Pragmatismus/Fundamentalismus aufzulösen. Letzten Endes- und hier setzt meine Verschwörungstheorie ein- ist es eine Partei aus Programmierern und Internetnerds denen vielfach die wichtigste Voraussetzung zur Politik fehlt: Sozialkompetenz (bzw. deren Kompetenz sich auf das Drücken von „Like It“ Bottons und Shitstorms begrenzt). Unabdingbar ist es langfristige Netzwerke im realen Leben aufzubauen, Verbündete und Mehrheiten zu finden, vor allem aber zum Perspektivwechsel in der Lage zu sein um die Interessen des Gegners zunächst als berechtigt zu erkennen und die Fähigkeit zu besitzen Kompromisse zu schließen und Ausgleich zu schaffen. Anders gesagt: Sind Autisten überhaupt längerfristig (und nicht nur kurzfristig) in der Lage jenseits der virtuellen Welt Politik zu gestalten? Zweifel sind angebracht.

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