Gateshead/Newcastle, UK, 14. Februar 2006
Auf den ersten Blick könnte man meinen es handelt sich um Ryan Adams und mich nach einer durchzechten Nacht ohne Schlaf. Nicht ganz. Die Aufnahme entstammt einem überraschenden Treffen vor dem ersten Konzert der Acoustic-UK-Tour.
Es war bitterkalt. Eisiger Wind im Norden Englands. Ich schlenderte, da ich sehr früh am Ort der Geschehnisse angekommen war, um die beeindruckende venue „The Sage“ am Tyne river umher. Am Hintereingang zur Konzerthalle kam ich dann mit zwei weiblichen Fans und einem Autogrammjäger ins Gespräch, da ich zunächst deren Gesprächen gelauscht und daraufhin diese angesprochen hatte, ob sie Ryan denn schon gesehen hätten. Hierauf berichteten sie, dass er wohl nachmittags beim Soundcheck kurz da war, sie mit ihm aber nicht reden konnten, da er schnell in einem anderen Eingang verschwunden war. Sie waren jedoch überzeugt, dass er sehr bald wieder auftauchen müsste. Davon ermutigt beschlossen wir gemeinsam zu warten.
Wir warteten und warteten also und führten recht interessante Gespräche. Es war ungefähr 30 Minuten vor dem auf der Konzertkarte aufgedruckten Anfangszeitpunkt als ein silberner Mercedes sich mit hoher Geschwindigkeit uns näherte. Das müssten sie sein! Vorneweg Jessica Joffe, Freundin in spe, die etwas angefressen wirkte und uns keines Blickes würdigte. Dann dauerte es etwas bis wieder die Tür des silbernen Mercedes aufging und tatsächlich Ryan Adams (im Camden Town-Suit) sowie Schlagzeuger und seelische Begleitung Brad Pemberton ausstiegen. Wie gesagt, wir waren nur zu viert, worüber ich etwas verwundert war, da es der Auftakt zur Tour in England war. Die zwei Mädels aus Manchester riefen ihm zu und wollten Bilder machen. Der dritte war ausschließlich an seinem Autogramm (mag Ryan überhaupt nicht, Bilder sehr gerne) interessiert, welches er auch widerwillig bekommen sollte. Ich hingegen wusste überhaupt nicht was hier geschieht, weil ich damit wahrlich nicht gerechnet hatte.
Er kam also sehr entspannt zu uns her, die wir zu dem Zeitpunkt halb erfroren waren. Auf den ersten Blick erkannte ich sofort seine Freude, dass wir da waren und er nahm sich auch Zeit unsere Fragen zu beantworten. Da ich an dem Abend meine Cowboystiefel trug, meinte er zu mir „Hey man you’ve got some nice boots there“. Wir lachten. Auf meinen Hinweis, dass ich bereits Tickets für die beiden ausgefallenen Killers/Cardinals-Touren hatte, entschuldigte er sich und sagte, dass es ihm sehr schwer gefallen ist die Konzerte aufgrund seiner „ear infection“ ausfallen lassen zu müssen. Aber es ging einfach nicht. Ich kann mich heute an nicht mehr jedes Detail erinnern, aber er war sehr freundlich und cool.
Dann machte ich ein paar Aufnahmen von ihm mit den beiden girls und wir tauschten unsere Kameras. Als mir gerade im Kopf bewusst wurde noch kein Bild mit ihm zu haben, erklärte er nun gehen zu müssen. Jesus christ!
Ryan drehte sich um, verabschiedete sich höflich und wollte sich gerade aus dem Staub machen, worauf ich fast auf ihn losstürmte und ihn doch bat noch ein Bild mit mir zu machen. Gesagt, fast getan. Ich übergab meine Kamera und stellte mich neben ihn, leicht aufgeregt aufgrund des unwirklichen Moments. Und was sah ich vor meinen Augen? Lisa (eines der Mädchen) hielt unglaublicherweise meine Kamera verkehrt rum! Ich dachte mir (keine Ahnung, ob ich das in der Situation wirklich dachte): Ich stehe hier mit Ryan und sie fotografiert sich selbst, das kann doch nicht wahr sein! Hilfe, denn sie bemerkte es auch nicht! :haue:
Als ich sie gerade darauf hinweisen wollte, die Kamera umzudrehen, sagte Ryan zu ihr: „You have to turn the camera“. Sie wirkte selbst nach dem Umdrehen nicht besonders geschickt mit dem Umgang der Kamera, aber es gelang ihr gerade noch dieser ein Foto zu entlocken. Unnachahmlich. :lach:
Aus diesem Grund schaue ich auf dem Bild also etwas geschockt. Ich konnte und wollte es einfach nicht glauben, was hier vor sich geht. Zum Glück nahm es folglich noch ein gutes Ende. Zu ihrem Glück wohlgemerkt. Ich weiß nicht, was ich mit ihr gemacht hätte, wäre das schief gegangen. Anschließend waren wir erst einmal überglücklich die Bilder gemacht zu haben, freuten uns ausgiebig und genehmigten uns einen Drink. Das bevorstehende Konzert geriet an diesem Abend fast zur Nebensache.