Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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fifteenjugglers
war mit Benno Fürmann in Afghanistan

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20.11.14

„Visage“ von Ming-liang Tsai (Frankreich, Taiwan, Belgien, Niederlande 2009). Taiwanesischer Regisseur dreht mit einer Horde Truffaut-Schauspieler eine Salome-Adaption in Paris. Tolle visuelle Einfälle, aber es mangelt etwas an Struktur.

21.11.14

„D’Est“ von Chantal Akerman (Belgien, Frankreich 1993). Avantgardistische Dokumentation über die ehemaligen Ostblockstaaten in der Nach-Wendezeit. Keine Kommentare, keine Interviews, keine Dialoge, keine Unter- oder Zwischentitel. Stattdessen viele Dolly-Bilder von wartenden Menschen mit ernster Miene, auf Bahnhöfen und anderswo, abwechselnd mit gestellten Einzelporträts in meist privaten Innenräumen. Sehr sehenswert.

22.11.14

„Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles“ von Chantal Akerman (Belgien, Frankreich 1975). Warum läuft Frau D. Amok? Delphine Seyrig spielt maskenhaft die Hausfrau und Gelegenheitsprostituierte Jeanne Dielman. Dreieinhalb Stunden lang sieht man Jeanne D. in ihrer ganzen trostlosen Existenz – beim Einkaufen, Putzen, Kochen, beim Umsorgen ihres Teenager-Sohnes, mit dem sie fast immer die gleichen Worte wechselt, alles irgendwo zwischen Warhol und „Groundhog Day“, nur eben alles andere als komisch. Hier und da zeigen sich kleine Risse, aber nichts Gravierendes, die Katastrophe kommt unvermittelt. Bloody essential.

23.11.14

„Ayla“ von Su Turhan (Deutschland 2010). Drama um Familienehre und nach Unabhängigkeit strebende Deutschtürkinnen. Der Film kommt nicht ohne Klischees aus, aber das Skript ist tight und die Schauspieler sind gut. Leider ist das Ende etwas zu bieder geraten. Andererseits würde ich Pegah Ferydoni auch eine Stunde lang beim Zeitunglesen zuschauen.

„La folie Almayer“ von Chantal Akerman (Belgien, Frankreich, Portugal 2011). Akerman verlegt die Handlung von Joseph Conrads Roman in die 1950er Jahre – so ungefähr jedenfalls, denn die Gegenwart drängt sich auch hier und da in den Film. Großartige Bilder und der Hauch Wahnsinn, der z.B. „Tabu“ von Miguel Gomes etwas fehlt, aber aus den Figuren hätte man mehr machen können. Vor allem Stanislas Merhar (Almayer) macht eigentlich nichts anderes, als unrasiert und mit gequälter Miene durch den Film zu schlurfen.

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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"