Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II) Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

#4520189  | PERMALINK

skraggy

Registriert seit: 08.01.2003

Beiträge: 6,656

one.be.loZugegeben, Silvas Plan ist schon weit hergeholt (aber nirgendwo wirklich absurder als andere Bond Villain-Plots) und hängt mit Sicherheit an zu vielen für den Mann nicht kalkulierbaren Ereignissen. Aber mein Gott, welche Action in der Filmgeschichte basiert nicht auf Zufällen? Hier sind es dann halt ein paar mehr.

Ne, sorry. Irgendwo ist einfach Schluss. Nur weil man einen Action-Film schaut, muss man sein Hirn nicht an der Kasse abgeben. Ich kann als Zuschauer erwarten, dass mir eine Story präsentiert wird, die zumindest rudimentär Sinn ergibt. Das ist bei Skyfall aber nicht der Fall. Ein genialer Ex-Agent, der das Gelingen seiner Rache an eine schier unüberschaubare Abfolge von Zufällen knüpft? Wirklich nicht.

Dass Q sich ziemlich ungeschickt anstellt, ist wahr, ist ihm aber als jungem, arrogantem MI6-Rookie sicherlich nachzusehen. Davon ab: Was spricht dagegen, dass Silva evtl. entsprechende Leute geschmiert hat? Vielleicht hat Silva ja die schwächelnden Quantum-Kollegen überboten?

Klar, erklären wir uns den absurden, von elend vielen Zufällen anhängigen Plan doch dadurch, dass wir noch ein paar weitere Variablen einführen.

Womöglich sehen wir gar auf der Leinwand letztendlich auch nur ein Teil seines elaborierten Planes, der Teil eben, der letztlich erfolgreich ist. Die Zeit und Ressourcen hatte der Mann ja.

Darauf gibt der Film keine angedeuteten Hinweise, geschweige denn versteckte. Sprich: Der/die Drehbuchautoren haben sich einen Scheiß drum gekümmert und sind davon ausgegangen, dass der Zuschauer es einfach schluckt. Wobei das voraussetzt, dass sie wussten, was für einen Murks sie da fabrizieren.

Da machst du es dir jetzt aber viel zu einfach. Der Film macht doch überaus deutlich, dass es Silva um mehr geht als schlicht und einfach, M umzubringen.

Um was denn? Alles was er tut, tut er, um M um die Ecke zu bringen.

M öffentlich demontieren? Von mir aus. Dann hätte er sie DANACH trotzdem noch in ihrer Wohung um die Ecke bringen können. Den ganzen Part mit seiner Ergreifung hätte es für die öffentliche Demütigung und ihre anschließende Liquidierung nicht gebraucht. Mit der Veröffentlichung der Liste hätte er sie zu Fall bringen und anschließend in ihrer Wohung seine Rache-Freak-Show abziiehen können, während sie auf nem Stuhl gefesselt in der Küche hockt. Inklusive Ätz-Fresse zur Schau stellen und dabei debil „Mama“ nölen.

Na, da geht es darum unschuldige Zivilisten aus dem Schussfeld zu nehmen und den Kampf aufs eigene, wohlbekannte Terrain zu verlegen.

Selbst wenn dem so wäre, bleibt der Fakt, dass Bond so dämlich ist, mit einer Rentnerin ohne jegliche weitere Unterstützung dort hin zu fahren und darauf zu hoffen, dass die alten Flinten seines Daddies noch im Häuschen schlummern. Wer hätte die ganzen Knarren denn abfeuern sollen, wenn laut seiner Vorab-Kenntnis nur er und M vor Ort sein würden? Zwei Personen mit alten Flinten gegen Silva und seine Mannen? Also bitte…

Davon ab, ist der Standoff eine clevere Umkehrung des typischen Bondfinales.

Ja ja, die Idee eines basischen Showdowns passt ja. Das ändert aber nichts daran, dass er sackdämlich in die Story geschrieben wurde und bezüglich seiner Umsetzung eher an selige A-Team-Zeiten erinnert.

Manchmal kann auch ein bisschen Vorstellungskraft Wunder wirken! Man muss doch nicht alles ausbuchstabiert bekommen.

Alles nicht, aber das Rudimentäre kann man schon erwarten. Muss denn wirklich immer die Vorstellungskraft bemüht werden, wenn es darum geht, über eklatante Schwächen im Story-Konstrukt und in den Handlungen der Charaktere zu diskutieren? Wenn David Lynch irgendwann man nen Bond-Film inszeniert, lasse ich mir so was vielleicht noch gefallen, aber nicht so.

--

Das Alben- und Singles-Archiv[/URL] des Rolling Stone Forums[/COLOR] Skraggy's Gamer Tags