Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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one-be-lo

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Skraggy

Silva lässt eine Festplatte klauen, auf der sich die Namen aller NATO-Agenten befinden, die undercover eingesetzt werden. Mit der Veröffentlichung dieser Daten will er M so richtig eins reinwürgen, damit sie disziplinarisch in einem offiziellen Verfahren gemaßregelt wird. Damit M weiß, dass er hinter dem ganzen Plan steckt, sorgt er dafür, dass eine Spur zu ihm führt, sodass Bond diese verfolgen und ihn hochnehmen kann. Raffiniert, denn nach seiner Festnahme befindet er sich nun in den Händen des Geheimdienstes. Natürlich war ihm klar, dass er, nachdem das eigentliche Hauptquartier des Geheimdienstes durch sein Zutun in Schutt und Asche gelegt wurde, in genau dem unterirdischen Ausweichversteck, in genau der Zelle mit genau der Luke im Boden festgehalten werden wird. Weiter hat er dafür gesorgt, dass der Geheimdienst einen seiner verschlüsselten Laptops in die Hände bekommt, sodass der zuständige Q genau dann diesen Rechner an das Netzwerk des Geheimdienstes anstöpselt, wenn M auf dem Weg zu ihrem Verfahren ist. Clevererweise hat der Bösewicht dafür gesorgt, dass der ultraschlaue Q den Code für den Laptop nicht knacken kann, aber ein zufällig dabeistehender und anscheinend Kreuzworträtsel schätzender Bond schon. Was wäre passiert, wenn niemand dieses Rätsel pünktlich gelöst hätte? Also, bezüglich Ms Verhandlung perfekt getimed, wird der Laptop also wie vorgesehen geknackt, sodass ein extra auf eben diesem Laptop bereit gestellter Virus sein Werk verrichten kann. Natürlich war es dem Bösewicht klar, dass der Geheimdienst ohne weiteres einen fremden Laptop, der einem bekanntlich sehr fähigen Hacker gehört, ohne Sicherheitsmaßnahmen ins eigene Netzwerk integriert. Versteht sich. Ok, der Virus sorgt also dafür, dass alle Sicherheitstüren des Unterschlupfs geöffnet werden. Somit natürlich auch die der Zelle, in der unser Bösewicht sitzt. Tja, Vorhängeschlösser wären hier eine tolle Sache gewesen… etc

Zugegeben, Silvas Plan ist schon weit hergeholt (aber nirgendwo wirklich absurder als andere Bond Villain-Plots) und hängt mit Sicherheit an zu vielen für den Mann nicht kalkulierbaren Ereignissen. Aber mein Gott, welche Action in der Filmgeschichte basiert nicht auf Zufällen? Hier sind es dann halt ein paar mehr.
Dass Q sich ziemlich ungeschickt anstellt, ist wahr, ist ihm aber als jungem, arrogantem MI6-Rookie sicherlich nachzusehen. Davon ab: Was spricht dagegen, dass Silva evtl. entsprechende Leute geschmiert hat? Vielleicht hat Silva ja die schwächelnden Quantum-Kollegen überboten?
Womöglich sehen wir gar auf der Leinwand letztendlich auch nur ein Teil seines elaborierten Planes, der Teil eben, der letztlich erfolgreich ist. Die Zeit und Ressourcen hatte der Mann ja.

Skraggy

Wäre der nämlich ach so schlau, dann würde er einfach das tun, was Bond in Skyfall auch fertigbringt: Ms Adresse raus finden, sich in ihr Wohnzimmer setzen und darauf warten, dass sie heim kommt. Aber nö, er schmiedet lieber bescheuerte Pläne für ne dämliche Ballerei.

Da machst du es dir jetzt aber viel zu einfach. Der Film macht doch überaus deutlich, dass es Silva um mehr geht als schlicht und einfach, M umzubringen.

Skraggy

Aber gut, Bond macht es ja nicht besser. Sein toller Plan zum Ende besteht ja auch nur darin, mit ner klapprigen Alten und einer Pistole in die Ödnis zu fahren und darauf zu warten, dass das offensichtlich sehr vermögende kriminelle Supehirn mit seiner Armada anrückt. DER klapprige Alte mit seiner Schrotflinte war ja nur ein Goodie.

Na, da geht es darum unschuldige Zivilisten aus dem Schussfeld zu nehmen und den Kampf aufs eigene, wohlbekannte Terrain zu verlegen. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass Bond selber nicht damit rechnet, dass die Lodge während seiner Abwesenheit um ein üppiges Arsenal kleiner geworden ist. Davon ab, ist der Standoff eine clevere Umkehrung des typischen Bondfinales.

Skraggy

Echt jetzt, wie Eingangs bereits erwähnt sind Stil und Atmosphäre bei Skyfall top. Über den Rest deckt man besser den Mantel des Schweigens. An die Fähigkeit, beim Sehen die eigene Intelligenz abzuschalten, stellt der Film herbere Ansprüche, als so viele No-Brainer der 80er.

Manchmal kann auch ein bisschen Vorstellungskraft Wunder wirken! Man muss doch nicht alles ausbuchstabiert bekommen.

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