Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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gypsy-tail-wind
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Napoleon DynamiteNo thing, du hüllst dich natürlich nicht in Schweigen! Selbstverständlich ist die Geschichte nur banaler Alltag, aber wie Swanberg seine lockeren Impressionen in der Mitte des Filmes plötzlich zu einem zwanzigminütigen Dialog (drei Schnitte – eat this, Bela Tarr!) über eben dieses alltägliche Dahintreiben verdichtet und in der letzten Sequenz wieder ausfliessen läßt, fand ich unheimlich berührend. Dafür ist die Kürze des Filmes perfekt, bei der zweiten Sichtung sind da möglicherweise fünf Sterne drin.

Das ist dann wohl aber auch der Punkt: Da es keine Plot Points gibt, sieht man in den Filmen von Swanberg für sich selbst alles oder eben gar nichts. Aus „Marriage Material“ kann man demnach Meter um Meter sämtliche Szenen entfernen, oder keine einzige Sekunde, um den klaren Rhythmus nicht zu zerstören. Was für dich eine große Leere war, beschrieb der großartige Richard Brody übrigens vor ein paar Tagen in seiner Kolumne für den New Yorker als „the narrative richness of Marriage Material“.

Dass der Film zumindest handwerklich gut gemacht ist, ist klar – das habe ich auch schnell bemerkt. Irgendwo habe ich noch „Kissing on the Mouth“, den muss ich mir auch mal anschauen.

Am Ende ist das wohl eine ganz persönliche Sache mit dieser Art Film: „Reicht“ mir das? Interessiert mich, worum es geht? In diesem Fall für mich gesprochen: herzlich wenig und ich fand zwar die Ehrlichkeit der Darsteller rührend, manchmal schienen sie für kurze Momente förmlich aus der Rolle zu fallen und kurz in der Realität zu landen. Aber nein, in diesem Fall reicht mir das einfach nicht.

Die ganze Swanberg-Sache treibt mich schon eine Weile um – die Raves hier im Forum, ein längerer Artikel vor Monaten (in der NZZ glaube ich)… ich kann das wie gesagt rational alles erklären und nachvollziehen, aber es fehlt mir der emotionale Bezug. Ich gehöre nicht dazu.

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