Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II) Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

#4511607  | PERMALINK

napoleon-dynamite
Moderator

Registriert seit: 09.11.2002

Beiträge: 21,857

gypsy tail windIch glaub ich hüllte mich besser in Schweigen, aber ich versuche es mal: Ich verstehe zwar, warum man diese Filme so mögen kann, wie das bei Dir, latho und einigen anderen der Fall ist… nachvollziehen kann ich’s, empfinden, nachempfinden nicht. Da ist für mich nur viel Alltag, eine grosse Leere, und – ehrlich gesagt – einige lange Zeit. (Das Tarr-Namdropping war aber süss.)

No thing, du hüllst dich natürlich nicht in Schweigen! Selbstverständlich ist die Geschichte nur banaler Alltag, aber wie Swanberg seine lockeren Impressionen in der Mitte des Filmes plötzlich zu einem zwanzigminütigen Dialog (drei Schnitte – eat this, Bela Tarr!) über eben dieses alltägliche Dahintreiben verdichtet und in der letzten Sequenz wieder ausfliessen läßt, fand ich unheimlich berührend. Dafür ist die Kürze des Filmes perfekt, bei der zweiten Sichtung sind da möglicherweise fünf Sterne drin.

Das ist dann wohl aber auch der Punkt: Da es keine Plot Points gibt, sieht man in den Filmen von Swanberg für sich selbst alles oder eben gar nichts. Aus „Marriage Material“ kann man demnach Meter um Meter sämtliche Szenen entfernen, oder keine einzige Sekunde, um den klaren Rhythmus nicht zu zerstören. Was für dich eine große Leere war, beschrieb der großartige Richard Brody übrigens vor ein paar Tagen in seiner Kolumne für den New Yorker als „the narrative richness of Marriage Material“.

--

I'm making jokes for single digits now.