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Picco von Philip Koch
Den Max-Ophüls-Preis kriegt aber auch mittlerweile selbst noch der letzte Scheiß! Um den Film zu kritisieren, braucht es nur den lapidaren Vergleich mit Audiards sublimem „Un prophète“: Gefängnisfilm als Studie über ethnische Zugehörigkeit, Machtstrukturen als Genrespiel, metaphysische Codes als körperliche Erfahrung, kurz eine filmstilistische Annäherung ans Thema und nicht umgekehrt. Dagegen in „Picco“ die ewig gleiche Erschütterungsmaschinerie, das üblich wirksame Spiel mit der Beklemmung des Zuschauers, auf die man immer bauen kann, wenn die paar Taschenspielertricks beherrscht werden, mit denen eine schnelle emotionale Reaktion erregbar ist. Vielleicht liegt es ja auch am wohl nicht mehr abzuschüttelnden Glauben, man könne im Kino den Bembel kreisen lassen, wie man will, wenn nur verbürgt ist, dass das inflationäre Gütesiegel „auf einem wahren Fall basierend“ vorangestellt wird. Dabei leistet sich der Film eigentlich eine sehr gute Besetzung und präzise gewähltes Setting, wie man das in 105 Minuten verspielen kann, ist dann wohl tatsächlich mal zur Abwechslung: Beklemmend.
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