Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II) Re: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

#4505623  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 69,355

Flint HollowayKalatosow ließ sogar extra einen rotierenden „Linsenwischer“ für die Kamera entwickeln, der die Wassertropfen in windeseile von der Kamera fegt, nachdem sie wieder aus dem Pool auftaucht. Hat er dann aber doch geschnitten.

Das mit dem Pool fand ich (nach dem ersten Eintauchen) dann eh ein wenig gesucht – eine Art Geschaukel, das macht man beim Schwimmen ja nicht… und eine Kamera, die ins Wasser fällt, verhielte sich auch eher nicht so… aber egal, das davor war schon unglaublich, wie er zuerst die Modeschau (das ist es doch, oder?), die Band, den depperten MC und das Publikum einfängt… mit kleinen Details wie dem Typen, der der Dame hinter der Scheibe am Geländer grad im rechen Moment eine Drink reicht etc…

Aber die zweite drinnen mit der Bar und den Musikern fand ich am Ende wohl noch grossartiger! Gab’s danach noch weitere so tolle Plansequenzen? Irgendwie sind mir keine mehr so ins Auge gesprungen wie die beiden genannten, auch wenn die Schnittfrequenz generell tief war (wie auch die Dialoge sehr sparsam)… ist der Auf- und Abstieg beim versuchten Anschlag (in Teil 3) auch eine Plansequenz? Wie der Aufstieg im Treppenhaus gefilmt wurde ist jedenfalls sehr toll! Und überhaupt, wie in der Szene die Architektur eigentlich die Hauptrolle spielt, zumindest bis man durchs Zielfernrohr schaut…

Die Szenen vor der Uni waren auch eindrücklich, aber da dünkte mich wurde schneller geschnitten? Aber egal, wie Enrique gegen die Wasserwerfer anläuft – das ist eine Szene die wohl so heroisch grossartig gefilmt ist, wie es sonst nur Eisenstein hinbrachte! (Komme mir bloss niemand mit der ollen Leni, die hätte stampfende Rhythmen und übelstes mickey mousing draus gemacht, auch wenn sie visuell natürlich was draufhatte, aber eben nicht in all den schrägen und verdrehten Winkeln, mit denen Kalatosows Kamermann Sergej Urussewski dauernd arbeitet.)

Die subjektive Kamera, die es einige Male zu sehen gibt ist ebenfalls grossartig gemacht – kurz vor dem Tod von Enrique in der Wasserwerfer-Szene, aber davor auch schon beim alten Bauer bei der Zuckerrohr-Ernte, als er fast durchdreht.

Anscheinend haben sie (ja eben 14 Monate lang) die Szenen wieder und wieder gedreht, bis das alles passte. Kann man sich gut vorstellen… handwerklich ist das jedenfalls unglaublich – wirklich ein Rausch!

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba