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Frank Schäfer „1966“

Seit mir vor vielen, vielen Jahren das „Lexikon der Rockgitarristen“ in die Hände fiel, bin ich die hard Fan von Frank Schäfer (von Michael Rudolf auch, aber das ist ein anderes, ein trauriges Kapitel, in dessen Kontext ich „die hard“ nicht in den Mund nehmen würde). Von Schäfer habe mir seitdem alles Verfügbare besorgt, WEIL ich seine Sprache liebe und OBWOHL ich mit seiner präferierten Spielart Heavy Metal nu garnix anfangen kann. Die elaborierte Sprache und der an der Neuen Frankfurter Schule, nuja, geschulte Humor des Schäferfranks aber machen selbst Schilderungen irgendwelcher peripherer Iron Maiden-Auftritte in Hamburg Harburg zu einem Fest. Vom neuen Werk „1966“ habe ich allerdings nicht richtig viel erwartet. Die Bezüge zu Illies sind zu deutlich, der Versuch, ein „1913“ für die Generation Pop zu schreiben liess mich eine eher müde (und natürlich dennoch unterhaltsame) Fingerübung wie Schäfers Woodstock-Buch erwarten. Irrtum, „1966“ ist toll, kenntnis- und faktenreich, ausgezeichnet komponiert und recherchiert, ein wunderbares Kaleidoskop. Manchmal kann der gute Frank zwar nicht an sich halten und sprengt das Korsett des annus mirabilis mit einem forschen Schritt ins Folgejahr, aber nicht nur alles in allem, sondern ohne Einschränkung finde ich „1966“ großartig und kann es vorbehaltlos empfehlen.

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