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Kasimir Edschmid (Hg.), „150 Jahre Deutsche Freiheitsrufe“
Ist das übel! Da denkt man, sich mit jakobinischer/frühkommunistischer Agitation auseinanderzusetzen, und entdeckt dabei schon derb nationalsozialistisch klingende Propaganda. „Nationalistische Sonderbarkeiten“ nennt es Edschmid beschönigend. Nehmen wir als Beispiel gleich mal das krasseste, nehmen wir Georg Herwegh:
„Deutsche, glaubet euren Sehern,
Unsre Tage werden ehern,
Unsre Zukunft klirrt in Erz…
Reißt die Kreuze aus der Erden!
Alle sollen Schwerter werden,
Gott im Himmel wirds verzeihn.“ (Gedichte eines Lebendigen)
„Die Juden haben euch gefüttert
Mit Nektar und Ambrosia
Das ganze Deutschland war erschüttert,
Als es den Speisezettel sah…“ (Zum Fürstentag)
Oder Friedrich Hecker:
„Ihm blieb nichts auf Erden,
Als Verzweiflungsstreich,
Denn Soldat zu werden
Für ein freies Reich.“ (Das Hecker-Lied)
Oder Ferdinand Freiligrath:
„Wir senken in die Gruft dich ein,
Wie einen Kampfgenossen.
Du liegst auf diesem fremden Rain,
Wie jäh vom Feind erschossen.
Ein Schlachtfeld ist auch das Exil,
Auf dem bist du gefallen,
Im festen Aug‘ das eine Ziel,
Das eine mit uns allen.“
Volksgemeinschaft, Antisemitismus, Soldatentum. Reich, Kampf, Tod. Hitler brauchte bloß noch daran anknüpfen.
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I hunt alone