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Hotblack Desiato
@Witek
Wie ist das Buch
Eine zwiespältige Angelegenheit. Für mich krankt das Buch daran, dass der Ich-Erzähler zu neunmalklug daherredet. Es gibt haufenweise Zitate aus der Philosophie, der Literatur und natürlich der Popmusik – und die werden mir teilweise zu sehr zur Schau gestellt. Dass sich der Ich-Erzähler in manchen Dialogen selbst über sein permanentes Reden in Zitaten lustig macht, macht es etwas besser, kann mir aber den Eindruck nicht ganz nehmen, dass das Zitieren letztlich in eine Schlaumeierhaftigkeit abdriftet, die den Roman überfrachtet.
Einige Passagen fand ich hingegen wirklich gut. Zum Beispiel, wenn der Protagonist über Weihnachten nach Hause fährt und sich mit dem Dorf und den Menschen seiner Jugend konfrontiert sieht; vor allem eine ganz kurze surreale (und vielleicht auch wieder irgend etwas zitierende?) Passage über das sinnlose Herumirren der Dorfbewohner ist toll.
und kannst du nachvollziehen, das jemand sich auf den Schlips getreten fühlen kann?
Das kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, um welche Figur es geht. Ich hatte aber bei keiner Figur den Eindruck, dass da jemand verunglimpft wird. Davon abgesehen: Fiktion ist Fiktion. Und die Richtung, die der Fall Maxim Biller vorgegeben hat (und deren Folgen nun offenbar auch Maik Brüggemeyer zu spüren bekommt), finde ich sehr bedenklich für die Gegenwartsliteratur.
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