Re: ABBA – The Thread

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herr-rossi
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@otis: Deine Verwunderung darüber, dass ABBA für mich und viele andere Jugendliche wichtig waren, kann ich gut verstehen. Die von Dir genannten (Elvis, Beatles, Stones, Bolan, Bowie) waren zweifellos „Role Modells“, Gegenentwürfe zur Erwachsenenwelt, und in ihrem Styling und Image Objekte heftiger Verehrung und Nachahmung. Das sind Faktoren, die bei ABBA keine Rolle spielten, mal abgesehen davon, dass ABBA in der „gay community“ gerade wegen ihres Mutes zu offensivem musikalischem und optischem „Kitsch“ bewundert und verehrt wurden.
Die ABBAs waren schließlich so alt wie meine Eltern, bestenfalls Agnetha konnte noch als „ältere Schwester“ wahrgenommen werden. Das Geheimnis liegt wohl in erster Linie doch in der Musik, die für mich und andere Hörer eben nicht steril klingt, sondern etwas ungemein Einladendes hatte und hat. Der melancholische, auch eskapistische Grundton der ABBA-Musik hat etwas angesprochen, das viele Jugendliche in den 80ern auch bei The Cure, New Order, Depeche Mode oder den Pet Shop Boys suchten und fanden (ich nenne mal nur die Band, die zu Mainstream-Phänomenen wurden), in den 90ern bei Nirvana, Smashing Punpkins usw. Das ist ein anderer Grundton als jener, der die meisten Teen-Idole bis Anfang der 70er auszeichnet. Von daher ist Deine Diagnose, dies sei ein generationsspezifisches Phänomen, sicher richtig. Was nicht ausschließt, dass auch Musikhörer Deiner Generation sich für ABBA begeistern konnten, ich denke z.B. an den Stones-Produzenten „Loog“ Oldham, der sogar eine ABBA-Biographie geschrieben hat.

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