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Es hat nie jemand behauptet, G’n’R sollten ihr Heil im Postpunk oder New Wave suchen – niemand wollte dies doch auch wirklich ernsthaft… (fürchterliche Vorstellung – by the way!)
Vielmehr wurde die Band seinerzeit derart in den (Musik-)Medien abgefeiert, als hätte die ganze (Musik-)Welt die ganzen „schlimmen“ Achtziger Jahre lang auf den neuen Rock-Messias warten müssen. Und nicht nur eingeschränkt genretechnisch, sondern allgemeingültig – das ist der Knackpunkt!
Und als hätte ein bestimmter Teil der Rockgemeinde nach ach so langer Zeit des Darbens nur auf diesen Augenblick gewartet, wurde die neu entdeckte „street credibility“ und die neue „authentische“ „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“-Dreckigkeit zum heissen Scheiß erklärt. Als hätte es das vorher nie gegeben. Und die vorherigen Werte (Roß + Reiter = Postpunk, New Wave & Co.) waren sowieso nichts wert – geliebt hatte man das Ganze sowieso nie richtig (schon mal gar nicht in den Vereinigten Staaten).
Wenn nail75 schreibt, daß New Wave ca. 1987 zur hohlen Geste erstarrt ist, so ist dies nur die halbe Wahrheit. New Wave fand zu dieser Zeit de facto überhaupt nicht mehr statt! Was im Prinzip auch gut und richtig so war. Nichts ist überflüssiger als eine über Gebühr existierende Bewegung, die ihre Stärke aus einer Art erneuernder und radikaler Schnellebigkeit bezieht. Es gibt keine (Musik)Revolution als Dauererscheinung – und was sich „New Wave“ nennt, kann logischerweise nicht ewig ein Novum bleiben. Die „Überlebenden“ des New Wave & Co. waren zu dieser Zeit doch bereits im sicheren Mainstream-Pop-Hafen eingelaufen. Was „Indie“ war, fing an zu schrammeln oder experimentierte mit harter und/oder experimenteller Tanzmusik, mal elektronisch, mal nicht. Und Pop verschob seine Position auch immer mehr in Richtung Dancefloor. Was durchaus o.k. ging. Als die (Musik-)Welt also wartete, was als nächstes passiert, platzte ausgerechnet der Rock in diesen etwas schwebenden Zustand mit all seinem aufgeblasenen Erscheinungsbild, der diesmal den Namen Guns ’n‘ Roses trug. Konnte man als richtiger Rockfan richtig knorke finden und „Endlich!“ brüllen, konnte man in meinem Falle als ehemaligem „schwuchteligen Waver“ (O-Ton der darbenden Rockgemeinde in den 80s) auch fürchterlich finden, da man sich die musikalische Zukunft fortschrittlicher und neuartig-aufregender vorgestellt hatte. Der Rest ist bekannt. Auch, daß eine Band wie G’n’R der Meute gab, was sie verlangte, in all seiner unsympathischen und oftmals ekelhaften (muß ich Axl Rose-Sprüche jetzt wirklich zitieren? – ich denke, man weiß worauf ich hinaus will) Ausprägung. Insoweit (und dies bedenkend) stimm(t)e ich atom natürlich zu.
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad