Re: John Coltrane

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gypsy-tail-wind
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Hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/16th_Street_Baptist_Church_bombing

Das erklärt wohl, warum die Aufnahme so „geladen“ ist.

Ansonsten, wenn’s einzelne Empehlungen sein sollen:

– My Favorite Things (Atlantic)
– Coltrane (Impulse)
– Crescent (Impulse)
– A Love Supreme (Impulse)

und danach die anderen erwähnten … wollte bloss betonen, dass für mich die Atlantic-Box ein perfekter Einstieg (nach den Aufnahmen mit Miles und dem einen oder anderen Prestige-Album) war – die Phase steht zwischen dem Frühwerk (Prestige) und dem reifen Werk (Impulse), enthält die ersten Studio-Aufnahmen von Coltranes eigener Band (eben des „classic quartet“), deckt öffnet musikalische Räume zwischen den „sheets of sound“, die Anfangs noch zu hören sind (auf der Session mit Milt Jackson), führt weiter in die harmonische Verdichtung der Kompositionen („Giant Steps“ – davor verdichtete Coltrane quasi beim Solieren, sprich er legte weitere Akkorde über die Grundstruktur und spielte die komplett aus, daher die „sheets of sound“, in denen er quasi jeden zu jedem Zeitpunkt möglichen Ton spielt) und danach zur logischen Konsequenz (die Miles ja auf „Somethin‘ Else“ und „Milestones“ ausprobierte und mit „Kind of Blue“ zur Perfektion brachte): der Einfachheit, der Klarheit, dem Aufbrechen fast aller Strukturen: „My Favorite Things“. Mit „Olé“ ist dann auch das etwas simpel gesagt „afrikanische“ Element stärker vertreten, dem Coltrane auch auf „Africa/Brass“ (aus derselben Zeit aber bereits bei Impulse, da empfehle ich unbedingt das komplette 2CD-Set) nachspürte – mit grosser Hilfe von Elvin Jones, der zunehmend der wichtigste Mann im Quartett werden sollte (anfangs war das wohl Tyner). Mit der Atlantic-Box hast Du also wenn Du so willst eine Schlüsselphase dokumentiert, in der Coltranes Musik von den eher lockeren Sessions (Prestige) sich zu eigenständigen Konzepten entwickelt, die er dann bei Impulse mit grösstmöglicher künstlerischer Freiheit weiterentwickeln konnte. Die Atlantic-Aufnahmen empfehle ich daher, weil sie zurück und nach vorn weisen und so gesehen wie ich finde wirklich ein perfekter Einstieg sind. Zudem gibt es im Booklet gute und zum Verständnis hilfreiche Kommentare zur Musik (ich hoffe, es ist in der neuen Ausgabe wirklich drin – müsste bei jemandem nachfragen, der die Box hat, wenn Du es sicher wissen willst, bevor Du was kaufst, kann ich gerne machen, vermutlich kann man das auch im Netz nachlesen, vielleicht sogar hier und von mir, aber ich kann mich nicht mit Sicherheit erinnern).

Und „Crescent“, darauf vergass ich oben hinzuweisen, fügt sich gewiss mit „Coltrane“ irgendwie ins „Alabama“-Kontinuum. Ein ganz grossartiges Album!

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