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Die Jazzmusiker Und Ihre Drei Wünsche – Pannonica De Koenigswarter
Wunderbares Buch. Wunderbares Projekt von Pannonica, an dem sie wahrscheinlich weit über 10 Jahre gearbeitet hat. Sie hat enge Freunde (Monk, Sonny Rollins, Coleman Hawkins, Art Blakey, Barry Harris, Sonny Clark, Bud Powell, Charlie Rouse) privat photographiert und auch Menschen, die sie wohl nicht so gut kannte. Außerdem gibt es auch Bilder von Sun Ra, Ellington(Vater u.Sohn), Ornette Coleman, Mary Lou Williams und Betty Carter u.v.a. zu sehen, was schon einiges über ihre persönliche Sichtweise auf Jazz aussagt (die Frauen hat sie dabei nicht vergessen). Die Wünsche spiegeln dann perfekt auch die Zeit wieder, in der sie genannt wurden. Gesundheit, Familie, Liebe, Arbeitsbedingungen, Geld (ernsthaft und ironisch), Frieden und immer wieder Anerkennung waren wichtige Themen. Damals wie heute.
Es stehen Wünsche von 300 Jazzmusikern im Buch.Bei genauerer Betrachtung der Wünsche entdeckt man auch eine feine Prise Ironie hier und da. Dazu kommt etwas Philosophie, spirituelles und ein starkes Mitteilungsbedürfnis von einigen Musikern, wodurch das Buch phasenweise einen leichten Interviewcharakter bekommt. Sehr vielschichtige und natürliche Antworten. Musiker sind halt nicht nur Musiker. Die Statements von Lionel Hampton am Ende zeigen das besonders schön.
Nun zu den Photographien. Eigentlich ist das eher was für den Kenner, weil Pannonica ganz eng mit den Musiker/-innen verbunden war. Indem sie dazu gehörte, immens aktiv war und unterstützte. Der kulturelle, dokumentarische Wert der Photographien ist sehr bedeutend , wenn einem die Hintergründe besser bekannt sind.
Es gibt Photos von Monk mit Sonny Clark zusammen.Sehr frühe Bilder von Monk mit Charlie Rouse. Sonny Clark und Rouse. Leider ist nichts mit Datum versehen, darum bleibt vieles offen und geheimnisvoll, was aber eigentlich wieder gut ist. Denn es passt gut zur Geschichte des Buches und den Nerds wird´s nicht ganz so leicht gemacht.
Die Übersetzung der Wünsche fand ich in diesem Fall in Ordnung, weil ich mich doch besser mit manchen Sätzen beschäftigen konnte. Es bleibt mehr hängen und im englischen hätte mancher Satz vielleicht für mich relativ belanglos ausgesehen.
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