Re: Meine neuesten Musikbücher

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staggerlee

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Gerri Hirshey: Nowhere to Run- The Story of Soul Music.

Insgesamt inreressant zu lesen. Bei der ausführlichen Behandlung von Motown dachte ich spontan an „Deutschland sucht den Superstar“- im Vergleich zu Motown ein Freizeitvergnügen für die Kandidaten.

Der Ausdruck „Hitfabrik“ trifft es wirklich ziemlich gut: Rund um die Uhr waren die Studios geöffnet, jeder hatte 24 Stunden zur Verfügung zu stehen. Die Auftritte waren bis aufs Letzte durchchoreographiert, selbst wie man in ein Auto würdig ein und aussteigt wurde beigebracht. Waren die Bands nicht auf Tour wurden sie von entsprechenden Lehrern trainiert- von einer halbwegs normalen Jugend konnte nicht die Rede sein. Vor Veröffentlichung wurden die Songs an Testpersonen ausprobiert. Nichts, aber auch gar nichts wurde dem Zufall überlassen. Mit Erfolg natürlich- Motown schuf Crossoverhits am Fließband.

Zur heutigen Zeit bestehen natürlich auch erhebliche Unterschiede:
1.) Gordy hatte ein unglaubliches Gespür für junge schwarze Talente.
2.) Motown hatte eine phänomenale Hausband, die einen ganz spezifischen und unvergleichlichen Sound schufen.
3.) Auch wenn die Motownhits wesentlich glatter und geschliffener klangen als vergleichbares von Stax: Die Sänger hatten genug individuelles Soulfeeling in der Stimme – die Bands/Interpreten hatten dadaurch sehr wohl einen eingenständigen Charakter.
4.) Das Songwriting: Motown verfügte über unglaublich talentierte Songwriter, die dem Ideal des perfekten Popsongs sehr nahe kamen.

Was allerdings bei dem Buch fehlt ist eine entsprechende Diskographie- für mich ein Manko.

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