Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Von Abba bis ZZ Top › EELS › Re: EELS
Sokrates
Der Elektro-Shock-Blues schockte auch mich: Er klang musikalisch wie ein Abklatsch des Debuts, und war textlich so depressiv, dass es kaum erträglich war; ich ließ es stehen.
Ich bin immer erstaunt, wenn ich von solchen Reaktionen auf die Musik der Eels lese. Sicher sind die Texte nicht in die Kategorie „happy go lucky“ einzuordnen, aber Everett gibt sich eigentlich immer Mühe, seine Musik mit einem „Hoffnungsschimmer“ zu versehen, sei es auf der Ebene des Textes oder durch einen bewussten Gegensatz von eher unverdaulichem Text mit leichtfüßiger Melodie. (Vielleicht nicht immer „leichtfüßig“ — bei Cancer for the Cure zum Beispiel ist es ja gerade der heftige Beat, der das Lied eher lustig erscheinen lässt — ungeachtet des Textes –, also sagen wir statt „leichtfüßige“ besser „nicht ganz ernst gemeinte“ Musik.)
Er grenzt sich bewusst von Texten wie denen der Nine Inch Nails zum Beispiel ab, in denen sich der Autor derart in sein Leid reinsteigert, dass der Hörer mit runtergezogen wird. Dieser Aspekt des „die Geschichte meines Lebens mag nicht die fröhlichste sein, aber ich habe es überlebt und bin noch hier, um die Geschichte zu erzählen“ war ihm immer sehr wichtig. Und folgerichtig hat mich bisher keins der Eels-Alben geschockt oder auch nur deprimiert. Bei Hospital Food muss ich zum Beispiel immer lachen.
Auch die Ablehnung von Souljacker kann ich nicht so richtig verstehen. Es stimmt, dass dem Album die großen Melodien fehlen, aber ich habe immer das Gefühl, Souljacker wird dafür abgestraft, dass es nicht Daisies of the Galaxy 2 ist. Die Eels sind bekannt dafür, dass sie live immer genau das machen, was man nicht von ihnen erwartet. Und wenn Hörer Souljacker so kategorisch ablehnen, dann vermute ich dahinter immer eine falsche Erwartungshaltung, eben weil dieser raue, ungeschliffene Sound der Nachfolger des poppig-eingängigen Daisies of the Galaxy war. In dem Fall empfehle ich also, das Album einfach mal so zu hören, wie es gedacht war. Nicht als eine Platte von der Band mit den melancholischen Melodien, sondern als ein Rock-Album, das eben zufällig von den Eels ist. Vielleicht nicht Souljacker nach Beautiful Freak auflegen, sondern erst PJ Harvey hören und dann Souljacker.
--
C'mon Granddad!