Re: BAP – Zwesche Salzjebäck un Bier ( 1984 )

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minos

Registriert seit: 02.06.2008

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j.w.Geht mir ganz anders. Auf „kritisch“ (for whatever that means) gebe ich überhaupt nichts, entweder ist ein Text gut (gleich in welcher Absicht verfasst) oder halt nicht (…)

Naja – kritisch und gut müssen sich nicht unbedingt ausschließen :-) Wobei ich die (literarische) Güte von Texten zu beurteilen mich meist nicht wage. „Sendeschluss“ ist nach meinem Verständnis auch ein (Gesellschafts-)kritischer Text und ich finde ihn – als Laie – auch gelungen. Kritische Texte sind für mich nicht grade Frontalangriffe auf Regierung, Wirtschaft, Gott und die Welt etc. Auch gibt es nach meinem Geschmack (inhaltlich) schlechte kritische Texte. Z.B. wenn topaktuelle politische Themen aufgegriffen und/ oder aufgeblasen werden. Das finde ich platt oder effekthascherisch. Mich beschleicht dann immer das Gefühl, derjenige wolle Defizite in seiner Musik kompensieren. Von kritischen Texten der eher schlechteren Sorte kann ich zwar BAP auch nicht vollkommen freisprechen (z.B. „Denn mer sin widder wer“), aber trotzdem zählte BAP nie zu den Gruppen, denen Kritiker nachsagten, sie würden sich die Anregungen für ihre Lieder aus der neusten Ausgabe des Spiegels holen. ;-)

BAP (bzw. Niedecken & Komplizen) hat oft wenig bekannte, da teils lokale, Probleme thematisiert oder auch Themen, die nicht so aktuell sind (1982 war Ausländerfeindlichkeit nicht unbedingt eines der aktuellen Topthemen). Teils packen sie Themen auch etwas ironisch an, was bei mir auch ganz gut ankommt.

Dass ich „kritisch“ erwähnte, liegt wohl auch daran, dass sie in den frühen 80ern rasch aufgestigen sind. Das war eine Zeit, in der vieles in Frage gestellt wurde, Anti-AKW und Friedensbewegung (beim Ostermarsch 1983 sah ich BAP das erste Mal live :-)) auf dem Höhepunt waren, die Grünen bedeutender und salonfähig wurden usw. Ich war in jener Zeit in Unter- bzw. Mittelstufe und in der Schule, der Jugendgruppe und auch, wenn man sich mit Freundden traf, wurde viel über Politik diskutiert, Mißstände angesprochen etc. War damals einfach „in“. In der Oberstufe nahm das rapide ab. In dem Klima haben BAP sicherlich – neben ihrer guten Musik, ihrer Liveauftritte und der NDW – auch ihre teils kritischen Texte geholfen, so schnell erfolgreich zu werden. Ich fand als Jugendlicher ihre Musik sehr gut. Dass sie auch kritisch waren, brachte ihnen zusätzlich einen Pluspunkt.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Alben, die ich höre, lese ich bei BAP seit meinem ersten Album immer die Liedtexte (liegen ja immer schön dabei). Daher kann es möglich sein, dass ich bei BAP automatisch auch die Texte zu einem gewissen Prozentsatz (vielleicht so 20-30%) bei Bewertung ihrer Lieder miteinbeziehe. Tu ich sonst kaum, da mit hauptsächlich die Musik wichtig ist.

Ein Album, auf dem vom ersten bis zu letzten Song nur kritisiert, Mißstände thematisiert oder düstere Bilder gezeichnet werden, möchte ich von BAP aber auch auf keinen Fall.

.. und wirklich berühren können mich BAP meist nur wenn sie nicht nur nach vorn rocken, sondern differenzierter spielen wie auf der neuen unplugged z.B.

OK, da sind wir verschiedener Ansicht. Für mich ist BAP als (härtere) Rockband attraktiver. Aber da sich über Geschmack nicht streiten läßt… ;-)

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