Re: Vinyl vs. CD vs. Download vs. Streaming!

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bauer-ewald

Registriert seit: 26.10.2005

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Noch etwas zur Ausgangsfrage: Ich kaufe nach einer langen CD-Zeit inzwischen wieder nur noch Vinyl. Neben etlichen Punkten die hier schon aufgeführt wurden (Haptik, kulturelle Tradition als primärer Tonträger der bedeutensten musikalischen Perioden des letzten Jahrhunderts) ist für mich der bessere Klang von Vinyl das wichtigste Argument.

Ja, ich habe im Laufe der Jahre bestimmt Dutzende Kombinationen ausprobiert, mit guten und schlechten Komponenten (Plattenspieler, Tonabnehmer, CD-Player, Verstärker) und bin nun bei einer Kombination, bei der Vinyl für mich besser klingt als CD. Der Vorteil ist nicht immer riesengroß und läßt sich bestimmt nicht mit irgendwelchen Kurven belegen (bei denen sowieso meistens praxisferne worst-case Annahmen contra CD gemacht werden), aber gewisse magische Momente liefert mir nur Vinyl. Zum Beispiel beim Anhören einer bestimmten klassischen Aufnahme aus den 60er Jahren wo ich immer wieder denke, wow, so klingt ein Klavier wirklich. (Nebenbei bekommt man auf Vinyl die allerbesten Klassiksachen oft perfekt erhalten für ganz wenig Geld, aber das ist ein anderes Thema). Miles Davis „Kind of Blue“ ist noch so ein Beispiel. Auf CD fehlt mir bei dieser Aufnahme etwas, eine Art Beseeltheit, ohne daß ich deren Klang gleich als steril bezeichnen würde, wie es CDs so gerne unterstellt wird. (Mir ist natürlich vollkommen klar, daß solche Wahrnehmung auf Einbildung beruhen kann. Da diese Frage aber objektiv kaum zu klären ist, ist das letztendlich auch völlig egal).

Wie gesagt habe ich aber für diese Kombination (es ist nicht einmal eine besonders teure) und die damit verbundene Erfahrung lange gebraucht. Ich habe auch schon Kombinationen gehabt, wo der CD-Player deutlich besser klang (wenigstens habe ich das so in Erinnerung, vielleicht habe ich damals auch nur falsch gehört und mich von der Neuheit und Störungsunanfälligkeit des Mediums blenden lassen). Die Qualität des Phonoeingangs spielt auch eine sehr große Rolle dabei. Neuere Verstärker haben wenn überhaupt oft schlechte Phonoeingänge, ohne eine extra Phonovorstufe wird man in solchen Fällen mit Vinyl kaum einen Vorteil gegenüber CD haben. Und der Tonabnehmer muß natürlich auch stimmen.

Die Nachteile des Mediums nerven allerdings schon. Musikhören muß nicht praktisch sein, nein – aber manche Unzulänglichkeit von Vinyl ist mit „unpraktisch“ schon sehr wohlwollend umschrieben. Mechanische Beschädigungen und Staub sind bei Vinyl ein stetig präsentes Thema, selbst wenn man mit seinen Platten sehr sorgfältig umgeht. Ein anderes Thema bei dem ich mir manchmal denke, warum mache ich diesen ganzen Ärger mit und hole mir nicht einfach die CD ist, wenn ganze Plattenauflagen (wie die von „The Drift“ im letzten Jahr, und das ist beileibe kein Einzelfall) vermasselt werden.

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