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atom@Sonic Juice:
Ich kann Deiner Argumentation, was die Länge betrifft, nicht ganz folgen. In der Klassik mag Dein Argument zwar noch stimmen, da klassische Musik in erster Linie Tonträgerunabhängig entstanden ist. Aber im Jazz? Nenn mir doch bitte mal Beispiele.
Ohne Beispiel: Dass Jazzmusiker sich bei ihren Aufnahmen tatsächlich nach dem „Speicherumfang“ des Wiedergabemediums richten mussten, war schon betrüblich genug. Da hatten es die alten Meister in der Tat noch einfacher. Auch dass die Trackreihenfolge sich nach dem LP-Format, und nicht nur nach der Vorstellung des Künstlers richten musste, ist ein großer Makel der LP.
Mit Beispiel: Am augenfälligsten ist es bei dem CD-Remaster von Monk´s Straight No Chaser (Columbia) von 1967. Da sind auch die Linernotes von Orrin Keepnews sehr aufschlussreich. Er hatte früher Monk bei Riverside produziert und nun das Reiussue für Columbia betreut:
„As I clearly remember, recording and issuing Thelonious in the good old days of the analog LP had some special problems. (…) Those old-fashioned pre-digital LPs had to be sequenced in terms of each indivdual limited-length side. Only careful engineering and some very impressive disc mastering techniques could handle the more than 27 minutes on Side 2 of the original release of the Straight No Chaser album.“ usf. Die ursprüngliche, schon überlange LP-Ausgabe sei auch nur deshalb möglich gewesen, weil auf Seite 2 ein langes Pianosolo war, das weniger Platz brauchte als die Quartettspuren.
Teo Macero, der Columbia-Produzent, hatte schließlich für die LP „Japanese Folk Song“ um mehr als 4 1/2 Minuten gekürzt, drei Minuten von „we see“ und 1 Minute von „straight no chaser“! Darunter sogar Teile von Monk´s Piano Solos.
Auf der The Columbia Years-CD-Box von Monk sind weitere, nunmehr uneditierte Versionen zu hören.
Weiteres Beispiel: Diverse Liveaufnahmen aus dem Popbereich, wo die Reihenfolge des Konzerts umgestellt wurde, um die Plattenseiten passgerecht aufzufüllen. Bowie „Live“ zB. Noch krasser bei „Stage“. Da sind – auch was den Klang anbelangt – die LP-Versionen nach einheitlicher Auffassung deutlich schlechter. The Who „Live At Leeds“ ist nun auch eine ganz andere Erfahrung in der vollen CD-Fassung. usf.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)