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thomlahnJa aber warum fanden die meisten den Klang von CDs so toll.
Haben wir alle nur auf armseligen Schneider-Kompaktanlagen gehört (so wie ich), und so einen Qualitätssprung gehör?
Hat die Industrie Mitte der 80er die Qualität des Vinyl so nach unten gedrückt, dass eine CD nur besser klingen konnte?
Woran lag es?
Tja, um darüber zu philosophieren und zu spekulieren muß man sich mal wieder persönlich vorstellungsweise in die Achtziger, bzw. in die Zeit der massentauglichen CD-Einführung durch die Industrie zurückversetzen.
Ging’s nicht eigentlich jedem so, daß ihn Kratzer, rumpelnde Schallplatten, Verschleiß, Beschädigungen durch Unachtsamkeiten, etc. extrem nervten? Es gab ja nichts anderes – die MC als ernstzunehmende Konkurrenz hatte eh längst ausgedient!
Plötzlich bot die Unterhaltungsindustrie die Lösung aller vinylspezifischen Schwächen. Eine handliche Scheibe von extrem langer Lebensdauer, praktisch kein Verschleiß, Kratzer würden dieser ja angeblich auch nichts ausmachen (ich erinnere mich noch an TV-Demonstrationen, in denen der Umgang mit CD’s wie Zauberkunststückchen vorgeführt wurde…), längere Spieldauer, kein Umdrehen der Platte nach längstens 25 Minuten. Kurz, Komfort par excellance – selbst für jeden Grobmotoriker mühelos zu handhaben. Und das Beste daran: es knackst nicht mehr! Somit wurde schon mal salopp ein Argument des (angeblich) verbesserten Klangs dem Endkonsumenten suggeriert. Klar, was nicht mehr knackst, hat ja logischerweise eine bessere Klangqualität…;-) (oder hätten die Marketingstrategen etwa sagen sollen: „Hey, Leute, das praktische Ding klingt zwar genauso wie eure Platten, kostet aber 10 Mark mehr, weil’s so dolle praktisch ist“?) Man sollte nicht vergessen, die CD war von vornherein als endgültige Ablösung des Vinyls konzipiert worden. Hätte sich dieses Medium ansonsten derart durchsetzen können, wäre nicht ein klanglicher Vorteil Werbestrategie Nr. 1 gewesen?
Egal, heute wissen wir, daß (fast) jeder Musikkonsument/Plattenkäufer auf das Ding abgefahren ist wie ein rotes Moped! – und jeder hat’s doch auch tatsächlich gehört: den besseren Klang! Oder?;-) – Sogar Lieschen Müller mit ihrer Dire Straits „Brothers in arms“ konnt’s hören…
Daß es natürlich aufgrund der gelungenen Markteinführung eine Riesennachfrage und ein Höllenbedarf an alten Titeln auf CD gab, war nur allzu logisch. Es gab einiges nachzuholen, zum Teil wurde aufgrund dieser Nachfrage billigst produziert und geschlampert. Wenn ich mir manche CD anhöre, die ich damals kaufte, rollen sich mir die Fußnägel hoch, aufgrund der elenden Soundqualität (diese hat natürlich mit der Zeit immens zugelegt). Das wußte die Schallplattenbranche natürlich selbst, daß im Sektor CD nicht alles das Gelbe vom Ei ist, deswegen wage ich jetzt die These, daß man selbstverständlich die Pressqualität von Vinyl absichtlich verschlechterte. Schaue ich mir z.B. Pressungen von „Virgin Records“ aus dieser Zeit an, so fällt mir immer der geflügelte Satz ein: „So dünn, da könnte man Zeitung durch lesen…“
So wurde dem neuen „Baby“ eine goldene Zukunft bereitet, die sich allerdings in nicht so ferner Zukunft auch wieder rapide ändern wird – wie wir ja auch alle wissen…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad