Re: Madonna

#397993  | PERMALINK

herr-rossi
Moderator
-

Registriert seit: 15.05.2005

Beiträge: 87,224

Die neue Single begeistert mich auch nicht besonders. Der Super Bowl-Auftritt war das, was man von so einem megalomanischen Event erwarten kann. Ein Detail hat mir gut gefallen: Es wurde kurz Madonnas Debüt-Single „Everybody“ zitiert, die 1982 noch kein großer Erfolg war.

Stormy MondayDas sehe ich nun mal genau umgekehrt. Madonnas Musik wird eher in den letzten Jahren immer seelenloser. „Vogue“ deutet diese Entwicklung ja inhaltlich sogar an: die Pose wird zum Wichtigsten.

Mal abgesehen davon, dass auch nach „Vogue“ viele Madonna-Klassiker alles andere als „seelenlose“ Pose waren (z.B. Justify My Love, Secret, Human Nature, Ray Of Light, What It Feels Like For A Girl, American Life, Nothing Fails usw.) ist „Vogue“ eine von Madonnas Verbeugungen vor der schwulen Popkultur. Der Dancefloor ist in diesem Zusammenhang immer auch eine Metapher für einen Ort der Freiheit.

Woher kommt denn dieses Phänomen, dass zur Musik massenhaft „getanzt“ werden muss? Der schon erwähnte James Brown tanzte doch eher spontan, nicht in einer echt durchgestylten Choreografie. Ich hab mal nachgedacht, dieses gemeinsame Rumgeturne ist mir eher bei Boybands wie den New Kids on the Block und Michael Jackson zuerst aufgefallen. Klar gab es auch vorher schon in Soul und Pop und Rock Choreografien, aber GETURNT wird erst seit etwa 2 Jahrzehnten. Und heute ist das scheinbar zwingend nötig. Führt natürlich zu Atmungsproblemen beim Singen ;-)

Eine solche Performance kommt einerseits vom klassischen US-Musical, das war jedenfalls Michael Jacksons Inspiration, als er zu Thriller-Zeiten die heutigen Standards setzte, was Tanz im US-Mainstream-Pop angeht. Und so ganz spontan ging es im Soul und R’n’B auch schon in den 50s und 60s nicht zu, da gehörten ausgefeilte Choreographien bereits dazu und auch James Brown sind seine Moves sicher nicht spontan eingefallen, der hat das trainiert. Das ist einfach ein hoher Anspruch an Professionalität bei Auftritten, der in den USA schon lange zum Show-Geschäft gehört.

--