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Bevor die Harmonie zu sehr überhand nimmt, wollte ich noch meinen Anti-Beatles-Text hier veröffentlichen, den ich seinerzeit für die Linernotes schrieb, aber nicht mit aufgenommen wurde (ZENSUR! ZENSUR!):
„Was hast Du eigentlich gegen die Beatles?“
Die Frage aller Fragen, meist vorgetragen in einem Tonfall, der klingt wie: „Sag mal, den Ausschlag, hast Du den schon lange?“
Nein, gegen die Beatles darf man nichts sagen. Über alles und jeden darf man lästern, aber nicht über die erste aller Boygroups. Warum eigentlich nicht? Weil sie so wichtig waren? Wichtig für wen? Für mich nicht. Als die Beatles das Sgt. Pepper-Album veröffentlichten, bin ich noch mit dem Schmalzbrot in der Hand dem Güllewagen hinterher gelaufen. Als sie sich trennten, wurde ich eingeschult. Damals interessierten mich sicher andere Lieder. Obwohl, wenn ich recht überlege, wären die Songs von Sgt. Pepper vielleicht damals schon etwas für mich gewesen, handelt es sich doch zum Großteil um kunsthandwerklich aufgemotzte Kinderlieder. Um die Bedeutung der Beatles zu beurteilen, bin ich definitiv zu jung. Und wen die Beatles alles beeinflusst haben, ist mir auch herzlich egal. Die tatsächlichen oder auch nur herbeigeredeten Einflüsse sind das, was mich bei einer Band oder einem Künstler mit am wenigsten interessiert. Übertroffen allenfalls von der Frage nach der Lieblingsfarbe.
Der reflexhafte Verweis auf die Beatles, wenn heutzutage jemand eine schöne Melodie zu schreiben im Stande ist, ist eigentlich eine Beleidigung für jeden Künstler. Lennon und McCartney hatten, entgegen der oft geäußerten Vermutung, kein Exklusivrecht auf die Kunst des Songschreibens. Und die vermeintliche Genialität der Schlimmer Twins lässt sich aus Nonsense-Nummern wie „Ob-la-di Ob-la-da“, „Yellow Submarine“, „Bungalow Bill“, „When I´m Sixty-Four“ und vielen anderen auch nur schwerlich heraushören. Zwischen der harmlosen Schlagermusik der Anfangsphase und dem verschwurbelten Quark der Schlussphase lassen sich wahrscheinlich einige erträgliche bis gute Songs finden, aber dazu habe ich eigentlich keine Lust. Für mich sind die Beatles eine mäßig interessante Band, deren Song „Ticket To Ride“ noch tolerierbar ist, im Gegensatz zu dem GAMU (größter anzunehmender musikalischer Unfall) eines „Yesterday“.
Das Durchwinken der Beatles hat bei dem Konsens-Spiel einige Gemüter beruhigt, besseres wie The Jam ermöglicht und schlimmeres wie The Doors verhindert.
Das kann man, je nach Standpunkt, Taktik oder auch Altersweisheit nennen.
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What's a sweetheart like me doing in a dump like this?