Re: Frankfurter Buchmesse

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ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

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So, jetzt geb ich auch mal einen kleinen Eindruck von der Frankfurter Buchmesse wieder:

Hauptsächlich bin ich auf die Messe wegen Fritz Rau gegangen, Konzertveranstalter-Legende aus Frankfurt, neben Marek Lieberberg einer der größten Player der Branche, der in Heidelberg mit kleinen Jazz-Konzerten im Cave 54 angefangen hatte und sich bis zu den Rockgrößen hocharbeitete. Aber genau den hab ich verpasst. Um 17 Uhr hat er seine Biographie „50 Jahre Backstage“ in dem Zirkus-Zelt auf dem großen Messeplatz vorgestellt, um diese Uhrzeit musste ich allerdings bereits wieder heimfahren.

Na egal, auch sonst war die Buchmesse sehr spannend. Hab mir eine Lesung der Autorin Renate Wichers am Forum des HR-Fernsehen angehört. Die Schriftstellerin veröffentlichte ein Buch, in dem sie eine Studie zum Thema „Nie mehr Sex“ aufstellt. Insgesamt 22 Menschen, elf Frauen und elf Männer, befragte sie in West- Und Ost-Deutschland zu ihrem Sexualleben – Menschen, die schon lange keinen Sex mehr hatten. Außerdem geht sie auf die Frage ein, welchen Stellenwert Sex in unserer Gesellschaft hat, und wie er als Statussymbol gewertet wird.

Zu Beginn waren bei der Lesung sämtliche Sitzplätze belegt, hinten standen sogar noch Leute. Als dann aber in der Lesung verstärkt derbe Worte wie „langer Schwanz“, „Muschi“ und „Natursekt“ fielen, leerte sich das Publikum ganz langsam von Minute zu Minute. Hab mir hinterher ihr Buch für 9,90 Euro gekauft und signieren lassen.

An gleicher Stelle war später Franka Potente zu sehen, die ihren Erlebnisbericht „Los Angeles – Berlin“, den sie zusammen mit Max Urlacher schrieb, vorstellte. Stand war übervoll, im schmalen Gang staute sich eine Menschentraube, die alles verstopfte. Franka Potente war auf der Messe allgegenwärtig, in allen Hallen gab sie über den Tag verstreut Interviews. Autogramme gab’s aber ausschließlich in einem kleinen weißen Zelt im Hof. Und in dieses Zelt durfte man nur rein, wenn man vorher ihr Buch gekauft hatte. Nach kurzer Zeit verschwand die Potente dann von zwei Bodyguards flankiert und mit dunkler Sonnenbrille hurtig durch die Zuschauermenge. Fand ich ziemlich übertrieben.

Heike Makatsch trafen wir zufällig im Hof des Messegeländes, sie saß gerade in einem blauen Übertragungswagen vom Hessischen Rundfunk, bei dem die Schiebetür aufstand. Heike unterhielt sich gerade mit einer Besucherin.

Dann war da noch das Gespräch zwischen Manuel Andrack, Christoph Biermann („Wenn du am Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen“ und dem Moderator Christof Siemes im „Die Zeit“-Forum. Hier sprach Andrack über seine Buchveröffentlichung zu seiner Saison mit dem 1. FC Köln. War sehr lustig. Vor allem, als Andrack sagte: „Seit meiner Studentenzeit bin ich Die Zeit-Abonnement…oder Abonnist…oder wie heißt das noch mal?“ Das heißt Abonnent, klärte ihn der Moderator erheitert auf, und alle drei Beteiligten mussten lachen. Witzig auch die Geschichte zu dem „Schachtscheißer“.

Eigentlich wollte ich noch den bayerischen Koha Verlag besuchen, bei dem ein Bekannter von mir seinen Reisebericht auf dem Jakobsweg, den er vor drei Jahren zu Fuß beging, veröffentlichte. War aber zeitlich nicht drin.

Konstantin Wecker signierte seine Biographie beim wunderbaren Palmyra Verlag Heidelberg. Wie gesagt hätte ich lieber Fritz Rau an dieser Stelle getroffen, aber Wecker zu sehen war auch nicht schlecht. Vergleichbar toll mit dem Palmyra Verlag ist wohl noch der Rockbuch-Verlag (kleiner Zwei-Mann-Betrieb), der ebenfalls in Frankfurt vertreten war.

Zwischendurch haben mein Bruder und ich uns getrennt, um verschiedene Hallen aufzusuchen. Mein Bruder ging an den Stand vom DFB, der viele Aktionen zum Thema „Weltmeisterschaft 2006“ anbot, da war Dragoslav „Steppi“ Stepanovic. Daneben sah er sich noch Peter Scholl-Latour auf dem blauen Sofa an.
Ich ging derweil in den Kino-Saal, der sich in dem angebauten Gebäude der Festhalle befindet. Dort stand Regisseur Wim Wenders im einstündigen Gespräch mit einem Moderator Rede und Antwort zu seinem neuen Buch „A Sense of Place“, in dem sich Wenders über die Magie von Drehorten auf der ganzen Welt auslässt und über seine Erlebnisse als Filmemacher berichtet. Riesiger Menschenandrang und voll besetzter Kinosaal. Das war sehr interessant und kurzweilig, ein kleines Highlight der Messe. Anschließend wurde sein Film „Don’t Come Knocking“ gezeigt, den ich mir aber nicht angesehen habe.

Was war noch? Ulrich Wickert, der sich dieses Jahr als Krimi-Autor versuchte, haben mein Bruder und ich am Stand von Hoffmann & Campe gesichtet.

Ansonsten hatten noch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Focus, Der Spiegel, Diogenes und Titanic schöne Stände.

Insgesamt eine schöne und anregende Messe, allerdings hätte ich mehr Zeit mitbringen müssen, leider musste ich aber am Abend auf ein Chorkonzert in Mannheim.

Mein Bruder hat mit der Digi-Cam Bilder gemacht. Werde sie mal in den nächsten Tagen bearbeiten und hier reinstellen.

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!