Re: Element of Crime – Mittelpunkt der Welt

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hansfuchs

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Element Of Crime
Mittelpunkt Der Welt
(Universal) [22.09.05]
Element-Of-Crime-Fans, die mit „Psycho“ oder „Romantik“ nicht recht konnten, dürfen sich ordentlich freuen. Auf „Mittelpunkt Der Welt“ ist alles wieder beim Alten, und keine Experimente, Loops, krachende Gitarren oder Orchestereien verwürzen das Stammgericht. Die Band ist zum Quartett geschrumpft und zieht sich aufs schlanke Wesentliche zurück: Zehn raue Songs, bei denen schon die Titel „Im Himmel Ist Kein Platz Mehr Für Uns Zwei“, „Weit Ist Der Weg“ oder „Wenn Der Winter Kommt“ verraten, wohin der Straßenköter läuft: Element-Of-Crime-Land, wie man es kennt, schätzt und wo zum Bier meist ein Trompetensolo kommt. Kein Vorschlaghammer oder übertriebene Dringlichkeit stören die scheppernden Herzen in der Nachtfalkenkneipe, nur Akkordeon, Mandoline und vereinzelte Streicher begleiten hier und da die Band und ihre lakonischen Geschichten von Abschied, Wehmut und Abgeklärtsein. Lieb gewonnene Paranoia und Neurosen werden mit Humor gepflegt („Finger weg von meiner Paranoia / Die war mir immer lieb und teuer / Nie ließ sie mich so im Stich wie du“, „Wo die Neurosen wuchern, will ich Landschaftsgärtner sein“), bis der Morgen frische Blütenträume, ein wenig Liebe und die existenzielle Ortsbestimmung „Wo deine Füße stehen / ist der Mittelpunkt der Welt“ hereinweht. Die Frage, ob eine Band, die längst ihren Stil gefunden hat und in allerlei Top-20s essenzieller Platten fest eingelistet ist, mit dem zwölften Album einen singulären Klassiker aufnehmen kann, muss hier unbeantwortet bleiben. Diese zurückhaltende, spröde „Mittelpunkt Der Welt“-Platte fügt sich jedenfalls wunderbar in die mittlerweile zwanzig Jahre andauernde klassische Phase von Element Of Crime. Soll sich doch Madonna neu erfinden.

http://www.intro.de

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