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John Bill
Wie genau ist eigentlich die Auswertung bei Sommers Programm? Kommen da zufällig auch Varianz/Standardabweichung mit raus??
Nein, jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Wir sind auch keine Fetischisten. :lol:
j.w.Nein, wenn ich z.B. eine Platte, die mir persönlich nicht so gut gefällt, aber andere sehr hoch werten, öfters anhöre um hinter ihr Geheimnis zu kommen, muss ich Eurer Argumentation zufolge die Platte dann ja doch recht gut finden. Auch wenn ich zu wiederholt anderem Ergebnis komme. Ihr geht einfach davon aus, dass jeder Griff zum Plattenschrank nur der Speisung der Daten der langen Reihe geschuldet ist. Das ist jedoch nicht mein Ansatz nach dem ich mir Platten auflege.
Jan, ich sprach eingangs davon, dass in der Regel nur die Top Ten eines Jahrgangs in die Dauerrotation kommen, d.h. auch später regelmäßig aufgelegt werden. Diese Platten spiele ich „besonders häufig”.
Der Fall, den Du ansprichst, ist ein Sonderfall, dem ich auch schon begegnet bin. Deshalb schrieb ich auch, dass die Zahlen interpretiert werden müssen und Ausnahme gelten dürfen.
Im Übrigen höre ich nach Lustprinzip, und nicht um die Statistik zu füllen. Das wäre ja schlimm.
otisSehe ich anders. Ich höre Musik, um sie kennen zu lernen. Manchmal muss ich sie deshalb öfter hören, manchmal reicht mir ein ein- oder zweimaliges Hörerlebnis. Hat da überhaupt nichts mit Qualität zu tun.
Wenn ich allerdings Musik „nutzen“ (du sprachst von „Nutzungshäufigkeit“) würde, könnte die Sache anders aussehen.
Was heißt „nutzen“? Nutzen und gebrauchen liegen nah beieinander. Ich kann Musik als Partymusik, als Seelentröster, als Tanzmusik, als Ohrenstreichler, als verlässliche Affirmation meiner Hörerwartung nutzen. Nichts dagegen. Kann sein, dass ich diese Platten sogar besonders häufig auflege. Aber über ihre Sternenbedeutung, ihre reflektierte Qualität für mich sagt das überhaupt nichts aus.
Richtig, manche Platte hört man selten, sie sind aber trotzdem gut. Das war gerade der Ausgangspunkt der Diskussion. Ich habe nur gesagt, dass ich in der Rangreihe bei gleicher Besternung die Platte mit der häufigeren Nutzung vorziehen würde. Bzw. das ist die Regel, die bei Musicstats implementiert wurde.
Nutzen heißt zweierlei: benutzen und Nutzen stiften. Zweiteres tut Musik in vielfältiger Weise, weil sie verschiedenste Gefühle auslöst und geistig anregt.
John Billbislang verdeutlicht der Thread nur, dass ich Sokrates Bewertungssystem weiterhin für hochgradig absurd halte, das vom dr. immer noch für extrem absurd. Beide allerdings ***** im nach oben beschränkt und abgeschlossenen Absurditätsbereich.
Ich sehe weiterhin keinen Zusammenhang zwischen Hörfrequenz und daraus resultierender Wertung (hat otis schön beschrieben), auch nicht zwischen einer Vorgehensweise mit regelmäßigem Datenbankabgleich oder sonstigen Methoden. Hier wird nur versucht, der Beurteilung eines Albums einen seriöseren/nachvollziehbareren/dauerhafteren Anstrich zu geben…
Gerade bei Dir, als Mann mit Zugang zu Zahlen, blitzgescheit, ausgestattet mit Geist und Witz, hätte ich eine andere Reaktion als bizarr erwartet. Schade!
Ich finde es reizvoll und halte es für sinnvoll, die Bewertung von Musik aus dem Ungefähren herauszuholen und zu versuchen, sie nachvollziehbarer und dauerhafter zu machen. Was spricht gegen den Versuch?
Selbstverständlich beruht er auf gewissen Annahmen, die man kritisieren kann. Aber innerhalb seiner Annahmen führt er zu sinnstiftenden Ergebnissen – jedenfalls für mich.
MikkoSokrates, Dein Bewertungssystem und diese scheinbar demokratische Auswertung via musicstats oder RYM ist mir zu schematisch, zu bürokratisch, und – um das böse Wort wieder zu benutzen – zu technokratisch.
Ganz im Gegenteil: Musicstats hat etwas Spielerisches, es ist einfach und intuitiv zu handhaben, und RYM hat sich für mich als verlässlicher erwiesen als einzelne Stimmen. Insbesondere auch, weil RYM international angelegt ist, so dass Verzerrungen aus dem deutschen Kulturraum relativiert werden. Vor allem für Dich, dem es ja um den „Gesamtüberblick” geht, müsste RYM interessant sein.
MikkoNach Deiner Logik müssten Platten oder Musiktitel, die ich häufig im Radio, bei der Arbeit, zufällig im Kaufhaus oder im Café höre, vom System höher eingestuft werden, als Platten, die ich nur wenige Male zuhause und in Ruhe gehört habe.
Wieso? Über die Einstufung entscheidet primär Deine Besternung.
MarBeckHatten wir glaube ich schonmal, aber trotzdem: Wenn ich das richtig sehe, bewertet JB ordinal (bzw. interpretiert Listen mit Sternen so), j.w. bewertet ordinal mit einem kardinalen „Sahnehäubchen“ und Sokrates bewertet (vermeintlich) kardinal.
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Mal unterstellt, die kardinale Messung wäre überhaupt möglich (ich halte das für Unfug), dann hat Sokrates System aber mindestens folgende Schwächen:
Die Skala müsste bei Null Sternen enden. Ein Stern bedeutet bei seiner linearen Skala ja 20% des maximalen Hörgenusses, und darunter geht dann nichts mehr. Das dem System eine Normalverteilung zu Grunde liegt, halte ich zumindest für nicht glaubhaft. Vielleicht ist die Qualität aller Musikproduktionen normalverteilt, die Auswahl eines Hörers oder Bewerters mit Sicherheit jedoch nicht. Sie ist verzerrt zugunsten der subjektiv besser eingeschätzten Werke.
Sofern Dein Beitrag den Eindruck erzeugt, ich würde im strengen naturwissenschaftlichen Sinn mit absoluter Gültigkeit messen – natürlich nicht. Und sicher ist man in der Praxis nicht streng kardinal – schließlich bin ich ein Mensch.
Richtig, die Skala endet bei null Sternen. Wieso ist das eine Schwäche?
Genau: Die Normalverteilung ergibt sich für die Qualität aller Produktionen. Ganz sicher ist verläuft die subjektive Einschätzung anders. Gerade deshalb wünschen sich doch viele, dass man oben genauer differenzieren kann. Auch hier die Frage: Wieso ist das eine Schwäche? Ich behaupte nicht, objektiv oder für andere Musik zu bewerten, sondern ich eröffne zunächst nur einen (gedachten) Raum, in dem ich meine Platten nach Qualität anordne. Für diese (subjektive) Ordnung hat sich Musicstats als sehr geeignet herausgestellt, gerade in Zweifelsfällen, wenn Alben eng beieinanderliegen.
Ich behaupte nicht, etwas Perfektes zu haben. Aber in der Dunkelheit ist eine Taschenlampe besser als ein Streichholz. Und die Musicstats helfen – zumindest mir – Vergleichbarkeit, Konsistenz und (relative) Genauigkeit zu erreichen, und das auch noch ohne großen logistischen Aufwand.
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams