Re: Das Sterne-Bewertungssystem des RS

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sokrates
Bound By Beauty

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Mikko und/oder Go1 haben vor längerer Zeit nicht ganz zu Unrecht bemängelt, dass reine Sternevergabe für Außenstehende schwer nachzuvollziehen ist, wenn man nicht weiß, wie die Kategorien definiert sind. Es schien mir wenig sinnvoll, sie in irgendeinen Post zu setzen, wo sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Daher habe ich mich entschieden, sie in meinem Profil zu hinterlegen, um sie für Interessierte offenzulegen.

Der vierte und der fünfte Stern liegen nur vermeintlich eng beieinander. Dazwischen bestehen 20 Prozentpunkte Unterschied, es geht um den Sprung von 80 zu 100 Prozent. Insofern ist Pinchs Kommentar bösgläubig irreführend – man kann alles missverstehen, wenn man nur will. Sterne und Prozente sind in der Tat dimensionslos, die Skala linear – dass er diese schlichte Tatsache spöttelnd in Frage stellt, offenbart ein weiteres Mal seine selbstverliebte Ignoranz.

Sogar im Literaturressort des Spiegel hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Popularität für und nicht etwa gegen ein Buch spricht. So ist das auch in der großen Bewertungsdatenbank RYM: Bei gleicher Besternung liegt das Album in einer Liste vorne, dass häufiger genannt wird. Darauf bezieht sich der Satz mit den Einzelstimmen – je mehr Leute wählen, desto verlässlicher die Aussage, jedenfalls im Prinzip. Quantitative Methoden sind natürlich Gift für Manipulatoren und treffen auf vehemente Ablehnung, denn sie stellen deren Deutungshoheit in Frage, aber sie kommen zu recht belastbaren, weniger willkürlichen, geschmäcklerischen Ergebnissen.

Dasselbe auf individueller Ebene: Was ich häufiger spiele, also bei mir populärer ist, liegt bei gleicher Besternung weiter vorn. Diesen Gedanken hat sich auch der geniale Sommer mit seiner Software zu eigen gemacht. Er hat das einzig mir bekannte Datenbanksystem geschaffen, das nicht statisch besternt, sondern bei wiederholter Besternung einen gleitenden Durchschnitt errechnet. Die Folge sind Listen mit nie gekannter Präzision, die faktisch begleitend aus dem Musikalischen Tagebuch entstehen.

Die Auswertung ergibt, dass es aus einem Jahrgang in der Regel nur die ersten fünf bis zehn in die Dauerrotation schaffen. Der Rest kommt selten(er) zum Einsatz, ist aber trotzdem gut. Macht dann im Fall von CdB Platz 13 1982. Besser nachzuvollziehen als beim Reizthema CdB lässt es sich vielleicht bei Iron Maidens „Number of the Beast”, weil sie in meinem ersten 82er-Posting (ohne Sommers System ermittelt) noch Top Ten war: Auch eine gute Platte, soweit ich mich erinnere, die ich aber faktisch nie mehr höre – also ist sie beim Update aus den Top Ten gefallen, mir aber durchaus noch vier Sterne wert. Vielleicht verliert sie den vierten Stern, wenn ich sie eines Tages auflege und feststelle, dass ich Iron Maiden völlig entwachsen bin und nicht mehr mag. Zum Zeitpunkt des Erscheinens hätte ich ihr übrigens fünf gegeben. Auf diese Weise lassen sich am besten Listen-Veränderung und der Zusammenhang zwischen Besternung und Nutzungshäufigkeit dokumentieren.

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams