Re: Das Sterne-Bewertungssystem des RS

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go1
Gang of One

Registriert seit: 03.11.2004

Beiträge: 5,645

bullschuetzDie Bibel ****, Kafkas Schloss *****, Buddenbrooks ****1/2 … kein vernünftiger Literaturkenner und -liebhaber redet so daher.
Und wollen wir wirklich so über Bildende Kunst reden: Guernica *****, Gerhard Richter ***1/2?
Ich weiß nicht genau, was die Tatsache, dass in der Popmusik Besternungen und Benotungen so selbstverständlich sind, über das Reflexionsniveau der Debatte aussagt und über das Verhältnis der Hörer zu dieser Musik. Aber ich fürchte: nichts Gutes.
Sollte Kunst wirklich in Kategorien messbar sein, die ansonsten bei Stiftung Warentest und in Lehrerkollegien angewendet werden?

Sehr guter Beitrag!

SandheadAber was sagt es denn nun aus?

Es sagt aus, dass viele Leute nicht bereit sind, sich über Popmusik und ihre eigenen Hörerfahrungen Gedanken zu machen. Wer einen Gedanken hat, kann ihn auch aufschreiben. Aber man macht es sich lieber einfach:

bullschuetz4. Sterne dienen der Komplexitätsreduktion: Sie ersparen/verhindern die ausführliche Diskussion darüber, warum etwas aus welchen Gründen wie gut oder schlecht ist, und ersetzen komplexes (aber eben auch oft nicht zu griffig-eindeutigen Ergebnissen führendes) Argumentieren durch ein apodiktisches Klarst-Urteil.

Ja. Ich finde es ein bisschen schade, wenn Leute, die der deutschen Sprache mächtig sind und sich im allgemeinen gut ausdrücken könnnen, über ein Album nicht mehr zu sagen wissen als: „Ich höre es bei vier Sternen“. Was hört man denn, wenn man vier Sterne hört? Nach meiner Erfahrung ersetzt das Sternewerfen häufiger die Diskussion als sie zu erleichtern, und ich hatte auch schon das Gefühl, dass das Hilfsmittel zur Hauptsache geworden ist. Bullitt hat das hier vor einiger Zeit zu Recht beklagt. Als Hilfsmittel haben solche Ratings natürlich auch ihren Nutzen:

bullschuetz1. Sterne sind eine praktische Spezialsprache … zum Austausch von Tipps, Kaufempfehlungen, Weiterforschhinweisen.

Klar. Ich habe auch nicht unbegrenzt Zeit und werfe selber gerne schnell mal ein paar Sterne. Und ich schätze die Möglichkeit, Leute zu finden, die ähnlich bewerten wie ich und mir von denen neue Musik empfehlen zu lassen.

Rob FlemingIch beneide Leute denen es gelingt Musik nachvollziehbar und lesenswert zu beschreiben. Mir fehlt es häufig an den richtigen Worten und Bildern die beschreiben könnten, was ein Album für mich ausmacht und deshalb sind die Sterne für mich eine angenehme Alternative. Es reduziert zwar und hat einen geringeren Aussagewert aber bevor ich irgendeinen Blödsinn schreibe….

…sagst Du lieber gar nichts? Denn mit den Sternen sagst Du auch nicht, was das Album für Dich ausmacht; Du sagst nur, dass Du es einer bestimmten von neun Stufen zuordnest. Es geht doch vor allem um die subjektive Erfahrung: Was fällt mir auf, was halte ich für wichtig, was gefällt mir und warum. Einfach mal trauen; mit der Zeit hat man ’s raus. Was man hier im Forum schreibt, ist weder für die Ewigkeit, noch muss es druckreif sein.

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To Hell with Poverty