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heute interessantes und unbezähmbares aus dem nachbarland:
WM Recordings
man käme fast auf den gedanken, wm recordings setzten auf selbstläufer: angesichts solcher acts wie cobson oder phil reaves, doch zeigen zloty dawai oder happy elf das auch avantgardistisches material präsentiert werden kann, ohne das gesicht, ohne an profil zu verlieren.
geeint werden die verschiedenen partikel in der summe eines wagemutigen, offenen labels, welches von holländern für … die ganze welt gestaltet und geführt wird.
sie selbst: „WM Recordings is a netlabel operating from Heerlen, the Netherlands.
WM Recordings brings you music that is a little „different“. We do not specialize in one style, but instead bring you exciting sounds that you’re not likely to find anywhere else. Everything you see here is free and released under a Creative Commons license, so take as much as you like.“
hier eine auswahl an künstlern mit einigen bemerkungen:
releasenummer / interpret (album/ep) / bewertung
007 phil reavis: driving me backwards (***1/2)
– melodically, emotional; getragene lautmalereien
– reno lässt grüßen, es ist weniger der gruß an den autofahrer, denn an den reiter
– ohne gesang geht’s über die ersten fünf titel
– im folgenden wird er dann eher oberflächlich eingesetzt
– crossroads- americana heißt die mischung bei mir, blues- sprengsel, grateful dead- verdrehungen…
– „squirrel patrol“
– neben diversen gitarren, bass und drums kommt immer mal wieder ein keyboard zum einsatz, um den segen zu geben
– herausragend immer wieder die leadguitar, die die einprägsamen bilder neben dem highway in die landschaft zeichnet
– während die ersten acht titel aus den jahren 1996 bis 1999 reifer wirken, sind die älteren sachen doch weniger steif, diffiziler und mutiger, perliger; das ganz frühe material aus den achtziger jahren gar erinnert an siebziger jahre-, von indien- ausflügen inspirierte mucke (nur weniger mändernd, erratisch, enervierend, denn narrativ); silbrige gitarre, schmutziger rückwurf)
– „arriving home drunk“
– es gibt eine menge zu entdecken, langweile momente sind selten, nur dort zu finden, wo fäden nicht mehr weiter gesponnen werden, wo verharrt wird
009 happy elf: first contact (*1/2)
– technoider sound, getragen vom drumcomputer und ätherischer stimme
– fahle stimmungen
– schwülstige rhythmik, verheißend, versprechend, nie wirklich haltend
– steife tempi, gedrungen
– hierfür gab es sicher einmal eine zeit, yello haben es um vieles besser gemacht
014 zloty dawai: (*)
– die krude des namens als mischung aus polnischer währung und russischem schlachtruf setzt sich im musikalischen konzept fort:
– experimente, die sich formen aus schlagzeuggewittern und wilder sprachmetaphorik , brüchen, gewalten, verzerrungen und apper arm
– durch einen kamm geblasene wort täuschen nicht über die irritation hinweg, inkonvertibel der bruch
– titel vier ist ein gemütlicher lagerfeuersong
019 cobson: wasted? (***)
– meine erste begegnung mit wm und sofort anzüglichkeiten
– die dame, das mädel, welches sich hier präsentiert, drängt sogleich darauf, „in vergleich genommen zu werden“: erster versuch hierzu: cat power
– die stimme: rauer als üblich, verwegener als das grazile gesicht verheißt, immer am rand zum kippen, zum überschlagen
– nach dem intro auf dem klavier (***1/2), folgt gitarre und gesang: bewusste restriktion, ohne an sauerstoffmangel kümmerlich einzugehen; der melodiebogen krümmt, die stimme bricht sich, das fließende bleibt: “kidding“ (***1/2)
– im dritten song wird wieder die e- klampfe bemüht, etwas ruppiger angeschlagen (**1/2)
– einige abweichlergeräusche aus dem computer starten in den viertel titel, die rassel, die gitarre und gesang folgen: hier geht’s wesentlich melodischer zu als noch im vorgänger; dies ist atmosphärisch und persönlich passender (***)
– wenn es auch bemühter zugeht, so wird die intention deutlich: a „road“ is a road is a road (**1/2)
– „bobby“ lässt mich vermuten, dass noch einiges potential in der jungen französin steckt: der titel – bar- souliger sound, weich umspült – ist wesentlich professioneller als das bisherige, ohne sich anzubiedern, dies verhindert allein schon die stimme (***)
– fazit: gebrannt und in den player geschmissen, kann diese musik auch dem anspruchsvollen einige zeit hörgenuß schenken
024 the subhuman: knowing is half the battle (***)
– über das fliehende keyboard die wehe stimme, tougher gitarrenakkord
– das klagen der siebziger: „vietnam“
– titel drei gefällt mit einem aktiven klaviercord, die verzerrte stimme greift an, inkrustationen unberechenbaren klangmaterials
– ich kann mich dem nicht entziehen, es hat seine sehr schönen momente,
– gut geklaut, hier kann man verweilen; hört euch den mal an: „millions dead“
026 terry douglas: instant forever (**)
– klangeexperimente, soundwelten, spielereien
– wirkungsvolle spacige sounds
– nichts für mich
fazit: deutlich wird in jedem fall die suche nach dem besonderen, dem einmaligen. können sich auch nicht alle acts deutlich absetzen, so werden in einigen fällen klare zeichen gesetzt. ich bin gespannt, was da noch kommt.
die internetseite ist nicht unbedingt der reisser, aber bleibt übersichtlich und es lassen sich alle nötigen informationen finden.
toll: möchte man sich das gesamte album herunterladen, bekommt man im komplettpaket das cd cover und einige seiten information dazu.
viel spaß!