Re: Was nervt auf der RS-Homepage?

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sonic-juice
Moderator

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DJ@RSORichtig, wobei man Print und Online getrennt betrachten muss. (Was nicht heißt, dass es im Printbereich nicht hakt, wie die Peinlichkeiten der letzten Zeit leider eindrucksvoll gezeigt haben).

Das ist meines Erachtens Kern des Problems, das hier immer wieder moniert wird. Zumindest ich habe weder an der generellen Ausrichtung, den Inhalten und dem Stil der Printversion grundsätzliches auszusetzen. Dass auch mal etwas durchs Lektorat flutscht und vielleicht mal ein popunkundiger Praktikant oder Volontär etwas verbaselt, würde ich nicht überbewerten. Die Ambition, da Monat für Monat ein ingesamt stimmiges und lesenswertes Heft zu produzieren (bei dem stets existierenden Kosten-, Anzeige-, Springer-Synergie- und Verkaufszahlendruck, der die Qualität nicht unbedingt befördert), sehe ich nach wie vor.

Nur hat eben das, was man online über weite Strecken lesen muss, mit dem Stil, der Haltung, der Sorgfalt,der inhaltlichen Schwerpunktsetzung des Heftes – und den damit verbundenen Köpfen – allzu oft nichts mehr zu tun. Wenn ich nur die Homepage kennen würde, müsste ich das Heft mittlerweile für eine Mischung aus Bravo, RTL2-News und sonstigem Celebrity Gossip halten, wobei Schnelligkeit, Buntheit und Masse wichtiger als Qualität und Tiefe scheinen. Leider mischt sich auch allzu oft noch so ein höhnisch-überheblich-bigotter Unterton ein: wenn etwa über Miley Cyrus berichtet wird, dann ist das natürlich kein Star, sondern ein „Popsternchen“ (das möglichst bald wieder verglühen möge) und ihre Twitterfotos und sonstigen Aktionen werden hämisch kommentiert -, dabei aber natürlich ausgiebigst in langen und zeigefreudigen Fotostrecken und Berichten gefeatured… In diesem Kontext wirken die Beiträge der Heft-Autoren wie Arne, Eric Pfeil etc. wie Fremdköper. Ich bin nicht oft auf der US-Rolling-Stone.com-Mutterseite, aber die scheint mir im Vergleich ein Ausbund an Sachlichkeit und Kohärenz zum Print-Magazin zu sein.

Eigentlich sollte sich bei Verlagen heutzutage ja die Einsicht verbreitet haben, das der Online-Auftritt keine Halde für zweitklassiges, schlüpfriges und „Heftunwürdiges“ ist, sondern ein Aushängeschild der Printversion, das diese stilistisch, inhaltlich und personell bestmöglich repräsentieren sollte – und vielleicht sogar so gute, relevante, eigenständige Beiträge bringt, dass sie auch separat kommerzialisierbar sind, so dass man nicht nur von Werbebannern abhängig ist. Die Trennung von Heft- und Online-Redaktion ist m.E. auch nicht mehr zeitgemäß. Dass die Online-Redakteure sich (mutmaßlich?) auch noch um Musikexpress und Metal Hammer kümmern müssen (und sich ggf. denen im Einzelfall auch inhaltlich/stilistisch eher verbunden fühlen), macht die Online-Profilbildung für den Stone sicherlich nicht einfacher.
Über Merkel wurde ja viel gelästert, dass sie das Internet als Neuland bezeichnet hat. Aber hier sieht man, dass auch ein großes Haus wie Springer und eine etablierte Marke wie der Stone noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden haben, Print und Online als schlüssiges Gesamtpaket zu präsentieren. Und dann muss man ja auch noch die Facebook-Meute bei Laune halten!

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