Re: Genesis – The Lamb Lies Down On Broadway

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bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

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Aquarius
Welchen Witz meinst Du? ;) Ja, „Lamb…“ war ein großer Sprung. Wohl das erste (und wie ich finde auch einzige) „richtige“ Prog-Album dieser Band. Die Kritik daran von Leuten, die diesem Genre nichts abgewinnen können, kann ich nachvollziehen. Andere finden darauf Gabriel in der Form seines Lebens mit einer großartigen Performance, tolle Songs, einen überbordender Einfallsreichtum an Melodien. Inhaltlich gibt es da genauso viel oder wenig zu „kapieren“ wie zu der Zeit, als noch die meisten ihrer Songs der englischen Mythologie entlehnt waren. Irgendwo schrieb neulich jemand in einem anderen Thread, ein Song von Hank Williams hätte mehr Wahrheit und Ehrlichkeit als ein ganzes Doppelalbum von Genesis. Abgesehen von der Unsinnigkeit eines Vergleichs zwischen diesen beiden Künstlern/Bands stimmt diese Aussage, geht aber als Vorwurf völlig fehl, weil Genesis (jdenfalls bis zu der Zeit als „Lamb..“ entstand) nie irgendeine Wahrheit und Ehrlichkeit im Sinn hatten, höchstens die von bunten, kruden Träumen.

Welchen Witz ich meine? Na, den, der beim blossen Zugeben, eine derartige Platte nicht zu verstehen, automatisch auf den Deckel des Outers geht. Ich kenne doch meine Gniedelmusikoberlehrer und ihren erzkonservativen Zynismus!
Aber holla! Heftiges Veto von wegen „bunte Träume“! Genesis, und darauf bestehe ich nun eisern, waren nienienie eine S***-Hippieband! Einigen wir uns auf „Apokalyptische krude Alpträume“ und mir ist’s recht! Denn auch diese kann man geniessen!

Zur „Hank Williams“-Aussage: Typisches geschmäcklerisches und hippes Bruce-Hornsby-Dummgeschwätz! Diese Art Statements, wie sie nur allzu gerne von allen Stuckrad-Barres dieser Welt pseudo-provokativ in ebensolche gesetzt werden. Nicht ganz zuende gedacht, in Phrasen gedroschen und äusserst pubertär!

Aber jetzt gehe ich in eine gewagte Steilkurve und gebe dem Thread eine neue Facette. Es gibt eine Band, die aus einer ganz anderen Ecke kommt (Avantgarde/New Wave/Industrial), die mich aber mehr als alle anderen Spät-Siebziger/Achtziger Prog-Epigonen (Pallas, Twelfth Night, Flame Dream, Marillion, diese Genesis-Klone, urgh-ächz…) sehr geschmackvoll(!) an die Genesis-Stimmung der alten Alben erinnert, nämlich die LEGENDARY PINK DOTS. Diese Band, die eigentlich eher CURRENT 93-, NURSE WITH WOUND-, SKINNY PUPPY-related ist, schaffte es, tatsächlich eine Art Gothic/New Wave/Avantgarde/Electro-Prog zu fabrizieren, der gleichsam unterhaltend, wie auch intelligent ist – und sehr versponnen daherkommt. Parallelen zu „Selling England by the Pound“ sind sehr offensichtlich. Die LPD haben zwischen 1982 und heute ca. 1 Million Alben veröffentlicht… (Naja, 40 – 50 sind’s allemal…) und sollte Prog-Fans, die aufgehört haben, 1980 Platten zu kaufen, mal den Anreiz geben, dies zu ändern!

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad