Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Das Vinyl-Forum › 7″ Faves › kramers 7" Faves › Re: kramers 7" Faves
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
THE JOHNNY BURNETTE TRIO – „LonesomeTrain (On A Lonesome Track) / I Just found Out“ (Coral, 1957)
„Lonesome Train“ war die insgesamt fünfte Single unter der Führung des jüngeren der beiden Burnette-Brüder und die vierte Aufnahme für das Label Coral, bei dem das frisch gegründete Rock’n’Roll Trio 1956 unterkam, nachdem Johnny Burnette zusammen mit seinem Bruder Dorsey bei Sam Phillips und somit Sun Records abgeblitzt war. In kommerzieller Hinsicht hat Phillips keinen Fehler begangen, denn kleinere Charterfolge feierte Johnny Burnette erst später als Solokünstler mit deutlich zahmeren Popsongs wie etwa „You’re Sixteen“ oder „Dreamin'“. In musikalischer Hinsicht allerdings verpasste Phillips schlicht die aufregendste Combo des Rock’n’Roll, denn was Johnny zusammen mit seinem Bruder Dorsey und Paul Burlison als „The Johnny Burnette Trio“ auf „Lonesome Train“ durch die dem Exitus nahen, rauchenden Verstärker jagten, ist so aufregend, kompromißlos, roh und wild, dass man kaum glauben mag, dass der Punk noch schlappe 20 Jahre auf sich warten lassen sollte. Das gilt übrigens für alle Singles des Trios auf Coral und die LP „Rock’n’Roll Trio“, deren Einstufung als bestes Rock’n’Roll Album aller Zeiten wohl kaum ein aufgeklärter Mensch widersprechen dürfte. Kleiner Tipp: Wer die Burnette-Singles auf Coral schätzt, sollte sich dringend „Love Me“ von The Phantom (erschienen auf Dot) besorgen. Insane!
JOHNNY THUNDERS & THE HEARTBREAKERS – „Chinese Rocks / Born To Lose“ (Track, 1977)
Nina Antonia, Autorin der respektierten New York Dolls Biographie „Too Much Too Soon“ charakterisierte The Heartbreakers einst folgendermaßen: „The Heartbreakers, fronted by Johnny Boy Thunders, came straight off the set of Scorsese’s Mean Streets, armed with a full round of pulp mythology, including gang warfare, weaponry and downtown drug lore.“
Die Band bestand ursprünglich aus Jerry Nolan und Johnny Thunders von The New York Dolls, Walter Lure von The Demons und Richard Hell, der bei Gründung der Band 1975 am ehesten als ehemaliges Television-Mitglied bekannt war. The Heartbreakers, wahrscheinlich die ultimative Junkie-Band, vertraten und lebten den vielfach beschriebenen Traum des Rock’n’Roll (nicht des Punk), projizierten etwas, das größer als das wahre Leben war und vermittelten eine Art von Gang-Metalität, die zwar nicht der Wahrheit entsprach, dem Zuhörer aber ein Gefühl der Erhabenheit und Stärke verleiht. Oder, um es erneut mit Nina Antonia zu sagen: „This is not Punk: This is Eddie Cochran and Gene Vincent dragged screaming into 1977.“ Obwohl es in „Chinese Rocks“, einem von Dee Dee Ramone (unter Mithilfe von Richard Hell) geschriebenen Song um nichts anderes als Heroin und einen erbärmlichen Verlierer geht und der Track außerdem eher suboptimal produziert wurde, hat er in seiner schwer raspelnden Trägheit genau den oben beschriebenen Effekt. Rock’n‘ Roll at its best!
--