Re: kramers 7" Faves

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TOM VERLAINE – „Cry Mercy Judge / Call Me The / Circling“ (Fontana, 1987)

Von allen Musikern, mit denen ich bisher ein paar Worte wechseln konnte, ist Tom Verlaine wahrscheinlich der unnahbarste und schwierigste und wenn es darum geht, seine Karriere voranzutreiben und seine Platten zu promoten, offenbart sich sein störrisches Desinteresse am sogenannten Musikgeschäft. Nicht selten scheint es so, als würde Tom Verlaine seine Musik ausschließlich für sich selbst produzieren und in seiner eigenen, abgeschnittenen Welt zu agieren, in der weder Kompromisse noch aktuelle Einflüsse ein Thema sind.

„Most of my friends are either writers or painters. I know many more people working in those fields than I do musicians, maybe because they’re more interested in being articulate than musicians. The downtown art scene, however, which was once a real underground, is now just another social scene, full of cracked actor types playing to the camera. Sometimes I think the word „artist“ is passé.“

„Cry Mercy Judge“ erinnert trotz einer geradlinigeren Produktion und ein wenig mehr Mainstream-Appeal an das erste Solo-Album Verlaines oder das zweite Television-Album „Adventure“, das sich auf direktere, kürzere Songs konzentrierte und weniger an die Substanz ging als das strahlende Meisterwerk „Marquee Moon“ mit seinen traumartigen Texten und endlosen Gitarrenduellen. Trotzdem war natürlich auch diese Single, wie jede andere Verlaine-Veröffentlichung, kein Thema für das Radio oder die Charts.

Verlaine gehört zu den ganz wenigen Musikern, die fast immer ganz genau meinen Nerv treffen und deren Musik auf fast unheimliche Weise meine Gedanken und Gefühle artikuliert und widerspiegelt.

GLASVEGAS – „Daddy’s Gone / Flowers & Football Tops“ (Sane Man, 2007)

Glasvegas begegneten mir zum ersten Mal vor ca. 6 Monaten, als ich ein Interview mit Alan McGee sah, der die Band und speziell ihren Sänger James Allan über alle Maßen lobte. Da McGee mehr als einmal ein vortreffliches Gespür für unentdeckte Talente bewiesen hatte, versuchte ich sofort die erste Glasvegas-45 „Go Square Go!“ zu bekommen, die aber schon damals nicht mehr aufzutreiben war. Kein Wunder bei diesem Fürsprecher und der winzigen Auflage von nur 400 copies. Bei der zweiten Single „Daddy’s Gone“ hatte ich mehr Glück und wurde mit einer der besten Singles des Jahres 2007 belohnt. Eine Stimme, die sehnsuchtsvoll und voll störrischer Coolness zerbrochenes Familienglück beklagt und eine Produktion, die irgendwo im Niemandsland zwischen Phil Spector und My Bloody Valentine anzusiedeln ist.

„I won’t be the lonley one
sitting on my own and sad
a fifty year old
reminiscing what i had.“

Pure magic.

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