Re: kramers 7" Faves

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PUBLIC IMAGE LTD – Public Image (Virgin, 1978)

Die erste und für meinen Geschmack beste PIL-Single (von Lydon geschrieben, als er noch Mitglied der Sex Pistols war) erinnert nur noch rudimentär an die Sex Pistols und besticht durch ihre vielseitigen Anleihen und Zitate (u.a. Reggae, Dub und angeblich Krautrock) die zum Glück weit von Punk-Stereotypen entfernt sind und später, nach dem eher durchwachsenen Debut-Album, auf der „Metal Box“ perfektioniert wurden.

PIL waren wahrscheinlich das klügste, provokativste und vor allem weitsichtigste, was Lydon nach dem Ende der Pistols anstellen konnte (auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob Lydon sich dessen bewusst war) da bestimmt nicht wenige Hörer eine Neuauflage der Pistols oder seinen vollständigen Rückzug aus dem Musikgeschäft erwarteten. Vollkommen klar, dass Lydon diese Optionen nicht nutzen konnte und wollte.

Natürlich war diese 7″ nicht meine erste Begegnung mit PIL die mir anfangs sogar deutlich mehr zusagten, als die Sex Pistols, sondern wahrscheinlich das Video zu „Love Song“, dass in den ersten Jahren von MTV-Europa durchaus einige male gezeigt wurde. Das war die Zeit vor Dating und Car-Tuning Shows…

Interessant übrigens auch, was der NME seinerzeit über die Single schrieb:

„The record’s only charm is when you hear it while thinking about everything Rotten started and what he’s done and then its charm is considerable. It will get in the charts, but only on reputation.

It’s a shame, but Rotten will probably end up around I988 like Iggy Pop, being touted around by some businessman on the strength of the outrageous band he used to be with, making offbeat records that impress a certain section of art-groupies and trying to play it straight to young audiences who were too young to be touched when he was good and now just want to see him hurt himself with cigarettes. Never mind, thanks for the memories…“

GARBAGE – Only Happy When It Rains (Mushroom, 1995)

Was Garbage betrifft, so bin ich ein absoluter Spätzünder. Ich habe die Band erst wahrgenommen, als die „Queer“-Single erschien und das entsprechende Video bei MTV auf heavy rotation lief. Der Song hat mich damals nicht sonderlich beeindruckt und die damalige Herangehensweise der Medien hat mich so sehr genervt (Butch Vig!), dass ich von Garbage zunächst Abstand nahm. Erst ca. 1 Jahr später sah ich im WDR einen vor Entzückung fast sabbernden Peter Rüchel, der ein Garbage-Konzert ankündigte, das für mich tatsächlich die Wende zum Anhänger dieser Band brachte. „Queer“ halte ich zwar auch heute noch für die schwächste Single-Auskopplung des ersten Albums, aber „Vow“, „Stupid Girl“ und vor allem „Only Happy When It Rains“ haben mich restlos von der Qualität dieser Band überzeugt. Natürlich klingt hier vieles ein wenig glatt, zivilisiert und nicht so alternativ, wie es vielleicht erscheinen soll, aber das so gekonnt, überzeugend und cool, dass es sich nicht negativ auswirkt. Interessant übrigens, wie der Brennpunkt des medialen Interesses sich über die Jahre von Butch Vig fast ausschliesslich auf Shirley Manson verlagerte.

BUFFALO TOM/STEVE CRADOCK & LIAM GALLAGHER – „Going Underground b/w Carnation“ (Ignition, 1999)

In den meisten Fällen sind Tribute-Alben überflüssig, nicht selten sogar erstaunlich schlecht und ärgerlich. Ich habe das The Jam Tribute-Album „Fire And Skill“, aus dem die hier besprochene 7″ ausgekoppelt wurde nie gehört, aber zumindest die B-Seite (oder genauer: die AA-Seite) dieser 7″ ist großartig, was zum einen an Liams raspelnden Gesang und zum anderen anderen daran liegt, dass Gallagher und Cradock im Gegensatz zu den lahmen fast untertänigen „Heroes“ und „Street Fighting Man“ Versionen von Oasis hier etwas eigenes kreieren und den Song in ihre eigene musikalische Sprache übersetzen, was ihn fast wie einen Oasis-Track klingen lässt. Very cool! Die A-Seite („Going Underground“ gecovert von Buffalo Tom ist übrigens auch nicht übel, aber schwächer als „Carnation“). Sehr schön übrigens auch die Aufmachung der 7″ im 60s-style Company Sleeve mit Tri-Centre.

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