Re: kramers 7" Faves

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LUDUS – „BREAKING THE RULES“ (Sordide Sentimental, 1983)

Linder Sterling ist wahrscheinlich aus einer ganzen Reihe von Gründen auch über die Grenzen von Manchester hinaus bekannt: Sie arbeitete schon frühzeitig mit Jon Savage zusammen, entwarf Sleeves für die Buzzcocks und Magazine und gehört zu den wenigen Menschen, die seit langen Jahren eng mit Morrissey befreundet sind. Morrissey beschrieb Ludus gar als wichtige Inspirationsquelle und verfasste sogar die Linernotes zu einem Ludus-Album. Die 1978 geründete Band spielte zwar bereits frühzeitig im Vorprogramm von Bands wie The Fall, Buzzcocks, Magazine, Joy Division oder Crass, konnte den Ruf des ewigen Geheimtipps jedoch nie abstreifen und veröffentlichten leider nur eine handvoll Singles und drei Alben bevor sie sich 1983 auflösten.

„Breaking The Rules/Little Girls“ erschien 1983 beim französischen Sordide Sentimental-Label (bekannt für seine aufwendigen Sleeves im DINA4 Format mit ausführlichen Booklets) das unter anderem auch eine sehr seltene Joy Division 7″ veröffentlichte („Atmosphere/Dead Souls“), von der inzwischen massenweise Counterfeits kursieren. Der Folder und das Booklet zur Ludus 7″ enthalen u.a. einen Text von Genesis P. Orridge und Photos von Linder Sterling.

Beide Songs sind recht catchy und eingängig und irgendwo zwischen Siouxsie, Slits, Au Pairs, Pylon und Talking Heads einzuordnen, wobei diese beiden Tracks sicherlich nicht repräsentativ für das Gesamtwerk von Ludus sind, das nicht selten mit deutlich komplexeren Rhythmen und Sounds aufwartet (die dennoch nicht ohne Pop-Appeal sind) als bei der vorgestellten Single. Es ist mir unbegreiflich, warum Ludus auch heute noch weitgehend unbekannt sind…

„Breaking The Rules“ ist übrigens auch auf dem von Morrissey zusammengestellten Sampler aus der Reihe „Under The Influence“ zu finden.

EMBRACE – „ALL YOU GOOD GOOD PEOPLE“ (Fierce Panda, 1997)

Der bereits an anderer Stelle in diesem Thread erwähnte englische Freund, der mich auch mit Oasis bekannt machte, schickte mir irgendwann Ende 1997 ein Tape von einer neuen englischen Band namens „Embrace“, der, wie auch bei Oasis, zwei großmäulige Brüder vorstehen. Wenn ich mich recht entsinne, dann waren auf dieser Cassette die erste 7″ und die folgenden beiden EPs vertreten und ich war sofort begeistert – vor allem von dem hymnischen Song „All You Good Good People“, der auf dieser 7″ in einer anderen, weniger mit Bombast und Kitsch zugekleisterten Version zu finden ist als auf dem Re-Release und dem ersten Album. Die ersten beiden EPs („One Big Family“ und „Fireworks“) waren auch noch gut bis sehr gut, das Debut-Album, das 1998 erschien, enthielt zwar viele der bereits bekannten, von mir geschätzten Songs, zeigte aber auch, dass es den McNamara-Brüdern bei allem Größenwahn doch ein wenig an Ideen und an der Klasse von Bands wie Oasis fehlte, die ihren großspurigen Sprüche in den meisten Fällen auch großartige Songs folgen liessen.

Im Nachhinein sehe ich Embrace als glücklose Band, die die in sie gesteckten, oft selbst provozierten Erwartungen aufgrund ihrer eingeschränkten musikalischen Möglichkeiten nie erfüllen konnte. Zu wenig, zu spät. Schade, aber uns bleibt ja zumindest eine exzellente Single. 1997/98 war diese 7″ übrigens sehr gesucht (die limitierte Auflage von 1300 Exemplaren war innerhalb weniger Tage ausverkauft) und ich lief mir durch halb London die Hacken ab um schliesslich im Video & Music Exchange auf einen extrem gelangweilten Verkäufer zu stossen, der mir die Single verkaufte und mir auch in sehr deutlichen Worten seine Verachtung für Embrace darlegte.

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