Re: kramers 7" Faves

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THE ROLLING STONES – „Street Fighting Man“ (DECCA, 1968)

Wahrscheinlich habe ich für keine andere Band so lange gebraucht wie für die Stones. 1993 kaufte ich mein erste Stones-LP (Die „Jump Back“ Doppel-LP) und sie packten mich nicht. Ich konnte es nicht verstehen und versuchte es weiter. „Out Of Our Heads“, „Goats Head Soup“, „Exile On Main Street“, „Aftermath“ und „Between The Buttons“ folgten und ich kapierte es einfach nicht. Ich las in diversen Büchern und Zeitschriften über sie und sah mir Dokumentationen und Fernseauftritte an, doch die Rolling Stones blieben ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Es tat mir wirkich leid, weniger für sie als für mich, denn zu gerne hätte ich mich den Begeisterungsstürmen für diese Band angeschlossen und ihr Werk für mich entdeckt, doch es sollte noch einige Jahre dauern, bis ich durch ein Johnny Marr Interview, Bill Wymans „Rolling With The Stones“ und eine Bootleg LP (übrigens „Welcome To New York“) zu Jagger & Co. fand.

„Street Fighting Man“ war eine der ersten beiden Stones-Singles, die ich jemals gekauft habe. Es käme mir lächerlich vor, hier, als „Stones-Neuling“, in epischer Breite einen Song zu beschreiben, den sowieso jeder kennt und den ich damals, bei Veröffentlichung, leider noch nicht hören konnte. Gerade bei diesem Release dürfte die Promotion wahrlich Schwerstarbeit gewesen sein, denn welche Radiostation wird es 1968, zu einem Zeitpunkt also, als tatsächlich auf den Straßen gekämpft wurde, schon gewagt haben, diese Single zu spielen? Kein Wunder also, dass das Sleeve der US-Single, das Cops, die alles andere als zimperlich mit einem bereits am Boden liegenden Demonstranten umspringen, umgehend zurückgezogen wurde. Damals muss es wie der tatsächliche Aufruf zu einer Revolution geklungen haben und diese agressive, unmittelbare, aufgeheizte Stimmung vermag der Song für mich noch heute zu transportieren. Alleine schon darum einer meiner großen Stones-Favoriten.

Die Single ist recht einfach aufzutreiben, auf eine M- Copy musste ich allerdings ein wenig warten.

CATATONIA „Whale/You Can“ (ROUGH TRADE SINGLES CLUB, 1994)

Catatonia waren eine großartige Band, die ich allerdings erst kurz vor Erscheinen ihres zweiten Albums per Zufall während eines London-Aufenthalts kennenlernte. Der Name war mir durch den NME schon ein Begriff und als ich die Band dann in voller Lautstärke mit der damals aktuellen Single „Mulder & Scully“ über die Lautsprecher bei HMV hörte, war es um mich geschehen: Cerys Matthews hatte mich mit ihrer gespielten Unschuld, ihrem spröden Charme und der unnachahmlichen, eigensinnigen Art auf die sie die Worte formte, sofort gefangegenommen. Die 7″ wurde sofort gekauft und natürlich begab ich mich sofort auf die Jagd nach älterem Catatonia-Material.

Dabei stolperte ich über „Whale/You Can“ die erste Catatonia-Single, die 1994 in einer winzigen Auflage ausschliesslich auf Vinyl für den Rough Trade Singles Club erschien. Ich war erstaunt, als ich die Single schliesslich auflegte: Beide Stücke hatten wenig mit der Band Catatonia zu tun, die ich kurz zuvor entdeckt hatte. Besonders „Whale“ klingt sowohl gesanglich als auch instrumental wesentlich zurückhaltender und weniger selbstbewusst als spätere Catatonia-Singles, was für mich aber gerade den Reiz dieser beiden Stücke ausmacht. So klebrig-süss, poppig und aufregend unschuldig klang Cerys Matthews später nie wieder. Eine großartige Single und für mich der beste Catatonia-Release!

Diese 7″ dürfte inzwischen nur noch recht selten auftauchen. Ich glaube zwar nicht, dass sie heute noch so teuer ist wie vor ca. 6-7 Jahre (also etwa 30 – 40 GBP), aber die Auflage war doch recht klein.

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