Re: Grateful Dead

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b-b-grunt

Registriert seit: 08.07.2002

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Höre mir gerade nach langer Zeit wieder einmal Dylan & The Dead an. Meine Vermutungen warum die Platte allgemein so schlecht bewertet wird:

1. Übersteigerte Erwartungen
Dylan und die Grateful Dead gehören sicher beide zur Elite des Rockbuisness, verfügen über eine gehörige Portion Live-Erfahrung und der Fankreis ist sehr ähnlich gelagert. Was soll da mehr herauskommen als übersteigerte Erwartungen, die in Wirklichkeit niemand einholen kann. Waiting for a miracle!

2. Mini – Tour
Es hat sich bei der Tour mit den Grateful Dead um eine Mini Tour gehandelt. Lediglich sechs Konzerte! Selbst wenn man die ausgiebigen Proben in San Rafael in Betracht zieht, bei denen teilweise sehr entspannt musiziert wurde, sind sechs Konzerte viel zu wenig um sich wirklich aufeinander einzuspielen.

3. Dramaturgie der Auftritte
Dylan kam bei den Konzerten auf die Bühne als die Dead bereits ca. zwei Stunden musiziert haben. Auch wenn so lange Konzete für die Kondition der Dead Routine sind, lassen sich doch eindeutig Konzentrationslücken entdecken. Ausserdem ist es sicherlich nicht einfach nach zwei Stunden ätherischer Jams plötzlich auf extrem geerdeten Rock umzustellen.

4. Unterschiedliche Herangehensweise an die Musik
Das ist der Punkt der mir am wichtisten ist, den ich aber nur bruchstückhaft formulieren kann… Dylan ist für mich ein sehr straighter Musiker. Der Song steht im Vordergrund, ihn gilt es herüberzubringen. Darum dient auch jedes Solo dem Song. It´s the song not the singer, könnte man vielleicht sagen. Die Dead wiederum halten es über weite Strecken mehr mit Neil Youngs „It´s all one song“. Der Song als Teil der Musik durch die die Musiker sprechen. Er kann helfen zu strukturieren, ist aber nicht das Maß aller Dinge. Hier prallen zwei Welten aufeinander, die sich gegenseitig mehr hemmen als nutzen.

5. Die schlechte Songauswahl
Ich weiß nicht wer die Track-List zusammengestellt hat, aber es handelt sich dabei um die uninspiriertesten Stücke die ich von dieser Tour kenne, und kurz ist das Teil ausserdem. Wobei man fairerweise sagen muss, das aus oben genannten Gründen die Konzerte wirklich nicht zu den Glanzleistungen beider Parteien gehören.

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If you dance, you might understand the words better. David Byrne