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gypsy tail windSeit ein paar Stunden höre ich Konzerte vom Oktober/November 1969 und das ist verdammt geiler Stoff. Und ich bleibe dabei: so gut die Antibes-Konzerte sein mögen, so speziell das erste Set aus Stockholm ist, auf dem Corea mit einem akustischen Piano vorlieb nehmen muss: Die Konzerte aus Wien (mit davonlaufendem Publikum … Waldheim war immerhin schon Aussenminister ;-)), London, Paris, und auch das zweite Set aus Stockholm (mit Chick zurück am Fender Rhodes, auf dem offiziellen Set gibt’s ja eine Kostprobe ganz am Ende, „This“, das dritte der fünf Stücke aus aus dem zweiten Konzert) … harter Shit, die Sachen sind einfach besser als Antibes und Stockholm akustisch. Ich will die neue Box nicht schlechtreden, ganz im Gegenteil, aber ich finde es sehr schade, dass Sony mit dieser ersten weitherum verbreiteten Dokumentation des (klassischen) Lost Quintet (klassisch, denn es gab ja schon vor einigen Jahren den phantastischen letzten Abend mit Wayne Shorter, in dem die Band aber durch den Zugang von Airto bereits zum Sextett angewachsen ist) der Band einfach nicht richtig gerecht wird – es fehlt zuviel.
hmm… aber wie ist der unbeachtete rest denn von der klangqualität her? hätte man ähnlich akzeptables daraus machen können? ich bin da ja sehr zwiegespalten und werde durch sowas wie das boston-ding dann total enttäuscht: was für ein film geht da los, wenn man liest: dave holland und tony williams zusammen live, aber dann hört man einen teppichklopfer drei räume weiter und vom bass fehlt jede akustische spur…
der „fantastische letzte abend“ mit airto ist nun mal unglaublich übersteuert und verzerrt aufgenommen, obwohl ich diesen band-eindruck nicht missen möchte – dieses wahnwitzige kaputtspielen. gerade shorter, der in die antibes-konzerte nicht richtig hineinkommt, macht ja schon in berlin einen quantensprung und ist beim letzten konzert tatsächlich nicht mehr von dieser welt.
ich kenne kopenhagen nicht, weil ich nicht noch eine dritte BITCHES BREW variante in den schrank stellen wollte, aber die berlin-dvd ist schon toll. dieses völlig verkrampfte miles-ding, dagegen diese unglaublich filigranen finger, shorter explosionen, die sich in seinem körper nirgendwo abzeichen, coreas platzierung hinter den unförmigen e-piano-holzklotz, und das schönste: wie sich jack de johnette den schweiß abwischt und dann das handtuch einfach dave holland rüberwirft…
akustisch ist mir das alles schon zu flach und verschenkt (vor allem, was die drums angeht). und ich kann einfach gut damit leben, dass irgendwo noch zeug herumschwirrt, das ich nicht unbedingt brauche.
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