Re: Miles Davis

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gypsy-tail-wind
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vorgartendas ist natürlich spannend, wenn man sich für kulturelle & politische kontexte von jazz interessiert (wie auch das schwarz/weiß-thema, drogenkonsum etc.) – und nicht nur für gossip. da gibt es ja interessante bezüge zuhauf – die verbindung der ellington-musik zur harlem renaissance, der männlichkeitskult des bebop (als maskulinisierung des jazz nach dem swing – wie bei hiphop und disco), sun ra und cecil taylor als ‚queere‘ figuren in mehrfacher hinsicht, burtons und beys lamento, wie sehr sie unter den macho- & hetero-strukturen im jazz gelitten hätten und thomas meineckes immer wieder geäußerte vermutung, das sun ra arkestra sei bis heute eine schwule kommune…

aber wenn ein vorzeitiger tod irgendwie mit aids assoziiert wird und einige dann gleich denken, die müssten schwul gewesen sein (don pullen? tony williams??) finde ich das eher kurzschlüssig und wenig interessant.

Absolute Zustimmung!

Das hier ist wohl das interessanteste zum Thema, was ich kenne:
http://www.columbia.edu/cu/najp/events/talkingjazz/transcript1.html

Und James Gavin ist auch immer eine Empfehlung – bei ihm mag ich auch seinen „juicy“ Schreibstil, der kein Blatt vors Maul nimmt. Das hier hab ich grad gefunden:
http://jazztimes.com/articles/20073-homophobia-in-jazz
Auf Gavins Website finden sich viele Texte, darunter auch seine tollen Liner Notes für diverse CD-Reissues.

Es gibt dann auch die Stories über Musiker, die in Sessions oder bei Gigs den harten Macho raushingen, um dann hinterher mit den gerade noch verspotteten schwulen Musikern im Kämmerchen zu verschwinden.

Die ganze Macker-Sache stört mich im Jazz persönlich manchmal auch sehr – das Auftreten, das Gebahren auf der Bühne… das geht von Mainstream bis zur Avantgarde, die harten Jungs, die da Kämpfen mit ihren „axes“ als würden sie im Akkord Mammutbäume mit einer Laubsäge in Kleinholz verarbeiten (oft wirkt’s aber am Ende doch mehr, als würden sie mit Zweihändern Bonsais stutzen).

Ich finde nicht, dass diese Diskussion im Miles-Thread weitergeführt werden sollte… aber gerne anderswo, am besten in einem eigenen Thread.

Und jetzt les ich den bisher einigermassen erschreckenden Gavin-Artikel aus JazzTimes zu Ende… (EDIT: den hatte ich schon gelesen, aber nicht von Anfang an… die Sache oben kommt auch von da, wird von Chris Albertson berichtet.)

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