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gypsy tail windIch sehe das eben nicht als ein Aufgeben und eine Neuorientierung sondern als einen, in sich völlig stimmigen Prozess! Das geht vom second quintet über ins lost quintet und von da an kann man die Entwicklung dank der Columbia-Boxen (In a Silent Way, Bitches Brew, Jack Johnson, Cellar Door, On the Corner) fast lückenlos verfolgen. Einen eigentlichen Bruch sehe ich da wirklich nicht!
Dann hast Du mir etwas vorraus, denn eine stimmige und logische Entwicklung kann ich nur bis „Jack Johnson“ nachvollziehen, danach ist der Wandel aus meiner Sicht eher erratisch und nur aus der Musik schwer nachzuvollziehen, wenn man nicht auf externe Informationen zurückgreift. On The Corner kann man meiner Meinung nach nicht zwanglos aus Jack Johnson ableiten und Dark Magus ist sicherlich eher das Gegenteil von In A Silent Way, denn sein Nachfolger. Wie gesagt: Bis 1970 kann man das aus der Musik nachvollziehen, aber auch nicht vollständig: Die avantgardistischen Elemente treten hervor und verschwinden wieder. Einen Bruch gab es nie, so funktioniert Miles nicht. Seine ganze Karriere kennt keinen einzigen musikalischen Bruch.
Auch sehe ich die frühesten Jazzrock Projekte (Miles, die ersten Mahavishnu und Lifetime Alben, frühe Weather Report) als Musik, die genauso offen und spannend ist wie die „eigentlich“ Avantgarde-Musik der 60er.
Ja, das sehe ich auch so. Viele Jazzfreunde haben dazu aber eine dezidiert andere Meinung.
Was Du zur gesellschaftlichen Veränderung schreibst stimmt natürlich! Und ich denke gerade deswegen ist die Musik aus den 60ern auch so unglaublich vielfältig und spannend!
Ja!
newkEin kurzes Zitat aus dem Buch über Miles Davis von Peter Niklas Wilson http://www.oreos.de/miles.htm:
„Und eine paradoxe Fußnote zum Kapitel „Miles Davis und der Free Jazz“ sei nicht unterschlagen: Zu einer Zeit, als er nach Meinung vieler seine Musik an den Kommerz verraten hatte, spielte Davis‘ Band zumindest auf den Konzertbühnen tatsächlich Free Jazz in Reinkultur – man höre nur die Filmore-Mitschnitte von 1970.“
Ja……nein!
Wenn man Free Jazz so definieren will, dann spielten The Grateful Dead auch Free Jazz.
Es stimmt aber, dass avantgardistische Tendenzen 1969/1970 nochmals zurückkehren, wie auch 1973-1975. Danach waren sie nie mehr gesehen.
gypsy tail wind
Klar, dir Rhythmik ändert sich, der Einbezug elektrischer Instrumente kann auch als Zugeständnis missverstanden (wenn Miles ja eh schon immer missverstanden wird…) werden, aber die Musik wird ja doch immer offener, freier, und zugleich komplexer, reicher an Texturen
Ja und dann wird sie wieder weniger frei und dann wieder freier. So ist das eben mit Miles. Einfache Antworten kann man da vergessen, deshalb gibt es ja zwei dutzend Bücher über ihn, die alle auf ihre Weise unbefriedigend sind.
Der Einsatz elektrischer Instrumente ist aber kein „Zugeständnis“, sondern eine bewusste musikalische Entscheidung. Miles mochte Popmusik und was er da hörte, beeinflusste ihn.
redbeansandrice
geht zwar um einen andere Aspekt von Miles – aber diese Erkenntnis, dass die Widersprüche zu Miles dazugehören und man was verliert, wenn man sie auflöst, find ich zunehmend überzeugender, auch hier…
:sonne:
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.