Re: Miles Davis

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go1
Gang of One

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Ich habe meine kleine Miles Davis Sammlung gerade um drei Alben erweitert und dachte, ich spare mir die Einzelbeiträge im Thread „Meine neueste Scheibe“, indem ich hier davon berichte.

Blue Moods (1955):
Eine recht musterhafte Cool Jazz Platte mit dem Vibraphonisten Teddy Charles, Charles Mingus am Bass und Elvin Jones am Schlagzeug und teilweise mit Britt Woodman (Posaune). Gut gelungen sind „Nature Boy“ und „Easy Living“ – das ist genau der Stoff, den man gerne für Compilations auswählt, die dann „Late Night Jazz“ oder ähnlich heißen. Die Tempi sind durchgehend ruhig, Miles nimmt den Dämpfer nicht ab und Mingus steuert auch zwei, drei schöne Soli bei. Die Liner Notes berichten von Spannungen zwischen dem Bassisten und dem Schlagzeuger – Mingus ist ja ein eher vorwärtsdrängender Spieler und Jones geht hier nicht mit. Sehr kurz, das ganze (27 Minuten), und insgesamt wohl nicht essentiell, wenngleich gut anzuhören. Rating: * * *

Miles Davis in Europe (1963):
Livemitschnitt vom Festival in Juan-les-Pins mit George Coleman (Tenor Sax), Herbie Hancock (Klavier), Ron Carter (Bass) und Tony Williams (Schlagzeug). Beim ersten (und zweiten) Hören hat mich vor allem der Schlagzeuger begeistert, der ungemein beweglich und spannend agiert und immer etwas zu sagen hat. Aber das ganze Quintett ist hörbar in Spiellaune. Das Programm enthält Standards und den Titel „Joshua“; das Sequencing ist gelungen, indem es ruhigere und flottere Titel einander abwechseln lässt. „Walkin“ ist ganz besonders toll. Großartiges Album. * * * *, * * * * 1/2, * * * * *? Mal sehen.

Filles de Kilimanjaro (1968).
Offenbar ein Übergangswerk, denn das Album mischt Aufnahmen mit zwei verschiedenen Besetzungen. Da ist zum einen das zweite Quintett mit Shorter, Hancock, Carter, Williams, zum anderen sind aber auch schon Chick Corea und Dave Holland zu hören. „In a silent Way“ ist hier nicht mehr weit. Ich habe die Platte erst einmal gehört und kann noch kein Urteil abgeben, aber mein erster Eindruck ist sehr positiv. Auch hier ist mir vor allem Tony Williams aufgefallen, der ganz wundervoll spielt.

Für die nähere Zukunft habe ich „On the Corner“ eingeplant, die umstrittenste Platte von Miles. Nach dem, was ich gelesen habe, hat das mit Jazz, wie wir ihn kennen, nicht mehr viel zu tun, sondern ist eine Grooveplatte, die von der Percussion dominiert wird. File under: Funk, oder so. Klingt interessant für mich. Beim ersten Reinhören hat mich aber das, was die Bläser da spielen, ein bisschen irritiert. Ich will vorher lieber mal in die Runde fragen: Wer kennt die Platte? Wer kann mir etwas dazu sagen? Genial oder schrottreif?

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To Hell with Poverty