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Nochmal zurück zu Youngs Autobiographie. Mittlerweile habe ich sie auch im englischen Original gelesen und so sehr ich ihn mittlerweile als Musiker schätze, so sehr muss ich dem Redakteur der ZEIT vom Herbst letzen Jahres zustimmen:
“ Forcierte Naivität ist schon immer sein Problem gewesen, ob er über Prärien und Indianer singt oder vom Vollmond über dem Erntefeld. Was als Song seinen Charme haben kann und beim Spielen mit der Modelleisenbahn Freude bereitet, lässt sich aber ohne harte Textarbeit nicht auf das Schreiben von Büchern übertragen.“
Das trifft es auf den Punkt. Das Buch trieft von Neils selbstvergnügter Naivität und er ist sich für keine Trivialität – inhaltlich wie sprachlich-stilistsich – zu schade. Hinzu kommt dann noch, dass das im englischen Original vielleicht noch entwaffnend offen klingt, auf Deutsch aber zum einen den Übersetzer wahrscheinlich zum Verzweifeln gebracht hat, zum anderen einfach auch nicht adäquat rüber gebracht werden kann. Das klingt dann wirklich wie Schülerzeitung.
Er plaudert so vor sich hin, ohne inhaltliche Struktur, ohne einen roten Faden, erwähnt alle Freunde, die er hat (und er hat eigentlich nur Freunde! Und alle sind sie „great guys“, und alle hat er sie so lieb), berichtet über seine Drogenexzesse, seine Autoliebhaberei und kommt mehr als es dem Buch guttut immer wieder auf seine PureTone/Pono/LicVolt Projekte zurück, die er ebenfalls mit verbissener Naivität verteidigt. Je länger man liest, desto mehr hat man den Eindruck eines zu alten, störrischen Kindes, das trotzig immer wieder „Ich will aber!“ sagt.
Ich hab das Buch second hand für ein paar Euro bekommen und werde es wohl auch wieder verkaufen, ein zweites Mal muss man das nicht lesen, ich hör‘ lieber seine Musik.
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