Re: Neil Young

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itasca64

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AmadeusWas sollte Neil denn bei „Passionate“ gewagt haben? Das Handy Klingeln oder die Santana nahen Gitarrenriffs? Mit dem besten Song des Albums „going home“ hat er an beste Ragged Glory Zeiten erinnert und dabei kaum etwas neues gewagt.

Zunächst einmal bestanden im Jahr 2002 erhebliche Erwartungen an seinen Kommentar zu 9/11. Sich auf dieses potentielle Minenfeld einzulassen, wäre an sich schon Wagnis genug gewesen (jedenfalls mehr, als 1972 ein paar Numern mit Orchester zu unterlegen). Dies aber in Form eines scheinbar belanglosen 60’s Soulalbums zu tun, daß aus aktuellem Anlass um ein paar aktuelle Nummern aufgestockt wurde, überschreitet für mich die Grenze zur Großtat. Nicht nur, weil er angesichts der für die USA geradezu mythischen Katastrophe mit dem Vorwurf der Verharmlosung rechnen mußte (was mutig war), sondern weil er damit auch eine subtile Darstellung der Ereignisse gleich mitlieferte: Die ersten 4 Nummern repräsentieren vielleicht sowas wie eine Erinnerung an Jugendjahre, die „alte Welt“ also, in der man sich fernab von Kriegen im Ausland ganz auf sein alltägliches Leben konzentrieren konnte.
Dann kommt „Let’s Roll“. Jeder weiß, was gemeint ist.
Danach die Wiederaufnahme des anfänglichen Fadens, scheinbar der Weg zurück zur Normalität. Nichts aber illustriert eine aprupte Änderung der Verhältnisse stärker, als ein einfaches „Weiter-wie vorher“. Damit traf Neil meiner Ansicht nach exakt und ohne künstliche Dramatisierung die Stimmung des Jahres 2002, also vor dem Irakkrieg. „Business as usual“ und Richtungslosigkeit vor dem Hintergrund einer verholenen Ahnung, daß das schlimmste wohl erst noch bevorsteht.
„She’s A Healer“ empfinde ich als stimmungsvollen Ausklang in Richtung Hoffnung. Ich mag es. Warum des hier so oft schlecht berurteilt wird lässt sich nicht nachvollziehen, ebensowenig wie die ständigen Santana-Vergleiche. Genauso könnte man Neil für beinahe sein gesamtes Schaffen eine Nähe zu Dylan vorhalten. Macht ja auch keiner.
Ein Santana-Plagiat ist „Healer“ jedenfalls nicht. Derartige Ähnlichkeiten höre ich höchstens oberflächlich.

AmadeusNeu erfunden hat er sich bei den anderen Werken der letzten 10 Jahre natürlich auch nicht, aber wer erwartet dies schon?

Da stimme ich zu, musikalisches Neuland gab es nicht. Hätter er das erneut versucht, hätte man es ihm wieder um die Ohren gehauen.

Amadeus… erinnert mich etwas an „Harvest“, wobei er bei „Harvest“ jedoch mehr riskiert hatte (die Orchestereinlagen). Vielleicht gefällt dir gerade deswegen Harvest nicht? ;-)

Nicht nur, aber auch. Speziell die Songs mit den Orchestereinlagen sind für mich gründlich in die Hose gegangen.

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