Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Solokünstler › Neil Young › Re: Neil Young
Was die Veröffentlichung der Youngschen Archive betrifft, so möchte ich nur an ein Interview vom Meister Mitte der neunziger Jahre erinnern. Sinngemäss sagte Young, wenn ich diese Archive veröffentliche, dann werde ich uninteressant, weil du damit deine letzten Trümpfe aus der Hand gibst.
Dann fällt dieses letzte Geheimniss um dich. Aus diesem Grunde wird es wohl nie passieren. … wie wahr Herr Young!!!
Soweit ich weiss, ist er wohl der Letzte der ganz Grossen, der seine Trümpfe noch in der Hand hat.
Dazu kommt das der Meister, was er heute denkt morgen schon wieder negiert, weil andere Gedanken von ihm Besitz ergriffen haben. Wenn man seine ganzen Alben betrachtet, so ist dies aus meiner Sicht ein riesiges Puzzle der Selbstfindung, eine Suche nach dem Aussöhnen mit sich selbst.
Ich weiss nicht ob Herr Young sich mit der Hegelschen Dialektik der Philosophie beschäftigt hat. Doch diese drei Entwicklungsstadien passen genau auf ihn. Erst die Phase des Träumers, Songs wie „Sugar mountain“,
„I am a child“ oder „Hepless“ zeigen in meinen Augen dies deutlich. Dann, bereits mit Harvest, begann die Auseinandersetzung mit sich selbst, die Entfremdung des eigenen ICH. Dann schliesslich die letzte Phase, beginnend mit `Harvest moon`, die der Aussöhnung mit sich selbst.
Jeder von uns macht diese Phasen mehr oder weniger bewusst durch, wobei natürlich die Frage offenbleibt, wie weit jeder auf diesem Weg kommt. Bei Künstlern kann man dies natürlich viel deutlicher nachvollziehen. Neben Young gibt es eigentlich nur noch zwei Musiker, deren Weg sich auch so deutlich nachzeichnen lässt, Dylan und Cohen. Da wäre noch Lennon, aber der wurde ja leider mitten auf seinem Weg dorthin mit Gewalt dem Leben entrissen.
Natürlich findet man in Young nicht nur die Hegelsche Philosophie, auch die Entwertung aller Werte von Nietzsche kann man auf ihn beziehen, wobei ich das hier auf`s Musikbusiness beziehe. In seinem privaten Leben hält er schon an klassischen amerikanischen Tugenden fest. Aber die geben ihm natürlich auch den Rahmen, um genau so sein zu können.
Natürlich übe ich auch Kritik am Meister, speziell die Veröffentlichung dieses
`Greatest Hits` Albums.
Aber gemessen am Gesamtwerk und seiner genialen `rust never sleeps` – Mentalität, kann ich ihm das verzeihen.
Ich habe sie nicht gekauft, genau so wenig wie seinen Soundtrack `Live rust`. Da bin ich mit Johnny Rogan einer Meinung!
Trotzdem ist er eine der grossen Ausnahmeerscheinungen der Musikgeschichte, mit all seinen Werken – ob genial oder grösster Müll -, aber man muss es halt im Gesamtkontext sehen.
Zum Schluss sei mir noch ein Wort zu seinen ewig gestrigen Fans gestattet.
Wenn ich mich als aufgeschlossener Neil Young Fan bezeichne und mich mit ihm auseinandersetze, so sollte ich nicht ständig nach den alten Songs rufen, sondern mich auch mit den neuen Songs intensiv auseinandersetzen.
Nicht persönlich nehmen, mir fiel das immer wieder bei seinen Konzerten auf.
Ich verneine nicht, dass für mich Alben wie „Everybodys now…“, „On the beach“, „Tonight`s the night“ oder „Rust never sleeps“ einen gewaltigen Stellenwert in seiner Entwicklung darstellen und „Harvest“ sich auch heute noch regelmässig auf meinem Plattenteller dreht.
Doch gebe ich auch unumwunden zu und setzte mich Eurer Kritik gerne aus, wenn ich sage, dass für mich „Prärie Wind“ sein bestes Album ist.
Sicher auch hervorgerufen durch die wunderschönen Aufnahmen des Films „Heart of gold“.
Bleibt mir nur noch zu sagen, dass die Musik von Young, wie die von Cohen und Dylan, einfach zeitlos ist.
… hoffe natürlich auch auf die Veröffentlichung der Archive, bin mir aber sehr sicher, dass uns der Meister auch in Zukunft noch einiges an ungeahnten ÜBERRASCHUNGEN bieten wird.
Long may he run!
Jetzt dürft ihr mir den Kopf einschlagen … :haue: hihi
--
Sobald jemand da ist, der sich zu fragen vermag, weshalb es etwas und nicht nichts gibt, gib es immer etwas.