Re: Die besten Hard Bop Alben

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gypsy-tail-wind
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katharsisStimmt, Lee Morgan ist mir auch irgendwie abhanden gekommen. Ich könnte mich da nur schwer festlegen, da mir der spätere Morgan eindeutig besser gefällt, aber „Take Twelve“ halte ich auch für eine sehr gute Wahl. Die Band ist toll und Morgan selbst tritt als Komponist immer stärker in den Vordergund.
„The Sidewinder“ ist halt irgendwie logisch, auch wenn es aus meiner Sicht eines der überschätztesten Blue Notes ist.

Geht mir ähnlich, ich mag Morgan wohl so um 1965 am liebsten – „Search for the New Land“ und „The Procrastinator“ sind wohl die Insel-Alben für mich. „The Sidewinder“ ist schon ganz spannend, finde ich – aber klar, nach dem Knaller zum Auftakt kann der Rest gar nicht anders als etwas abfallen.

katharsisMit Drew ist das so eine Sache, denn ich finde ihn bspw. gar nicht so weit weg von Barry Harris, so dass sein Fehlen dann auch nur konsequent wäre. Ich sehe Drew aber auch irgendwo zwischen den Pianisten, die explizit in der Liste enthalten sind. Er hat den funky approach von Silver und die Leichtigkeit von Timmons, verbindet beide aber so, dass eine erdigere, dunklere Musik dabei rauskommt. Gerade auf „Undercurrent“ ist die Musik sehr von seinen Arrangements geprägt und für mich einfach klassischer Hardbop. Alle Stücke sind sehr auf den Groove komponiert, mittleren Tempos und mit Hubbard und Mobley sind auch zwei ausgewiesene Hardbopper am Werk.

„Undercurrent“ ist ein absolut klassisches Hardbop-Album für mich – da sind wir uns komplett einig. Hubbard höre ich insgesamt aber als mit einem Fuss dem Hardbop entwachsen, avancierter (schon früh, aber nicht so früh wie „Undercurrent“, und um das geht’s hier ja).

katharsisÜber Kelly denke ich eigentlich recht ähnlich. Ich finde, dass er hauptsächlich als Begleiter glänzen durfte und dabei an echten Klassikern mitgearbeitet hat. „Kelly Blue“ würde ich aber nach kurzem Nachdenken durchaus als tauglich für diese Liste erachten, auch wenn es vielleicht weniger stringent als „Undercurrent“ ist – im direkten Vergleich.
Mit Red Garland könnte ich mich durchaus anfreunden, allerdings fiele es mir schwer, da ein Album als wirklich wichtiges Hardbop-Album zu nennen. Mit die besten Alben sind jene, die mit Coltrane entstanden sind, aber ob die dann wiederum zu den besten Hardbop-Alben gehören?

Bei Garland ist das wirklich so… in der Menge der Trio-Alben, welches soll man nehmen? Ich mag „Red Garland’s Piano“ enorm gerne, schon nur wegen der grossartigen Version von „Please Send Me Someone to Love“. Aber das ist auch sehr subjektiv.

katharsisJunior Mance würde ich am ehesten als chancenlos betrachten. Mehr noch als Timmons kommt Mance für mich aus der Bop-Ecke und hat sehr nah am Soul Jazz gespielt, der für mich schon wieder einen Schritt weiter ist. Außerdem würde ich nicht behaupten, dass die Sessions, die ich kenne (gut, sind nicht viele) wirklich Klassiker-Status haben. Dazu ist das alles zu nett.
Timmons finde ich übrigens als Komponisten wichtiger, denn als Pianisten. Ohne „Moanin'“ oder „Dat Dere“ hätte der HardBop vielleicht eine andere Richtung genommen?!

Diese Bemerkung hätte ich beinah selbst auch gemacht zu Timmons. Dennoch find ich’s fair genug, ihn in der Liste zu haben, gerade wo die Pianisten ja eher spärlich vertreten sind (also Timmons drin und Drew/Kelly draussen find ich diesbezüglich auch vertretbar).
Bei Mance hast Du schon recht, ich hab mir überlegt, ob ich ihn überhaupt nennen sollte.

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