Re: Die besten Hard Bop Alben

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gypsy-tail-wind
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Um wieder zum Thema zurückzukommen… es läuft grad Charlie Rouse‘ „Takin‘ Care of Business“ – aufgenommen im Mai 1960 für Jazzland mit Blue Mitchell, Walter Bishop Jr., Earl May (der Polizist, der auch mit Monk und Coltrane aufnahm) und Art Taylor. Keine sonderlich spannende Rhythmusgruppe, aber ein sehr solides Album – solide find ich überdies auch ein gutes Wort, um das musikalische Temperament von Rouse zu beschreiben. Bishop spielt sehr stimmungsvoll, vieles hier scheint mehr Bebop als Hardbop, aber da ist auch eins dieser typischen Randy Weston Originals mit diesem rollenden Groove, „204“, sowie Westons Ballade „Pretty Strange“, in der Rouse allein im Mittellpunkt steht.

Mit Rouse sind wir weiter in die Apokryphen des Hardbop abgetaucht. Er spielte auch auf dem zweiten Blue Note Album von Louis Smith und sollte ein paar Jahre später ein eigenes, ziemlich mittelprächtiges Blue Note Album aufnehmen, „Bossa Nova Bacchanal“ (ich vermute, ein Versuch, an die meines erachtens durchaus geglückte „Bossa Nova Soul Samba“ von Ike Quebec anzuschliessen, der ja auch ein Veteran war, der auf Blue Note seine – leider kurze – letzte Zeit verbrachte). Rouse ist ein ziemlich trockener Musiker, aber auf „Takin‘ Care of Business“ und ebenso auf dem Epic-Album „Yeah.“ (mit Billy Gardner am Piano, Peck Morrison und Dave Bailey – 2007 mit drei Stücken von „We Paid Our Dues“, auch Epic 1961, von Sony/BMG Frankreich auf CD neu aufgelegt) spielt Rouse ziemlich zupackend und kraftvoll, und wie mich dünkt mit weniger säuerlichem Ton als bei Monk.
Aber Rouse war ja eigentlich auch schon ein Veteran, geboren 1924 hat er u.a. mit Billy Eckstine, Dizzy Gillespie und Duke Ellington gespielt, er taucht auch auf der wunderbaren Tadd Dameron Session vom 26. September 1947 an der Seite von Fats Navarro und Ernie Henry auf. Für Blue Note spielte er zudem auch auf Alben von Bennie Green, Donald Byrd und Sonny Clark, doch er gehörte nie zum festen „Stall“ von Lion/Wolff.
Zu „Yeah.“ werd ich vielleicht morgen was schreiben, hab die CD nach erstaunlich kurzer Suchzeit soeben gefunden… next up: Louis Smith („Here Comes“ und „Smithville“), Roy Haynes‘ „Just Us“, Rouses „Yeah.“, Johnny Coles („Little Johnny C“ und „The Warm Sound“), Bobby Timmons‘ „Soul Time“ (Quartett mit Blue Mitchell – doch nicht ausgeliehen) sowie massenhaft Horace Silver – es sei denn, die Lust auf Hardbop vergeht mir in der Zwischenzeit schon wieder…

Ach ja… die „Jazz Modes“, von Julius Watkins und Charlie Rouse (zweieinhalb Alben auf Dawn sowie zwei auf Atlantic) sind auch eine sehr schöne Fussnote der Jazzgeschichte! Die muss ich auch mal wieder hervorsuchen!

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