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Hallo
Ich verstehe, dass viele diese Debatte zum :kotz: finden. Aber das wird ja nicht besser, wenn man davor die Augen schließt. Im Gegenteil, die Resteverwerter aus Habgier und/oder Eitelkeit fühlen sich bestätigt. Ehe ich mal wieder mit Verspätung zur Arbeit renne noch ein Nachtrag zur heutigen Buchvorstellung mit Martin Büsser. Folge 12 von Testcard beginnt mit einem Artikel über die Scherben. Daraus folgender Auszug:
„Wenn in Deutschland von politischer Musik die Rede ist und in Diskussionen rückblickend entschieden werden soll, wo Protestbewegungen ihren musikalisch gelungenen Ausdruck fanden, dann fallen immer wieder dieselben Namen – es sind allemal nur sehr wenige –, einigen können sich die meisten am Ende jedoch fast immer nur auf eine einzige Band, auf TON, STEINE, SCHERBEN. … Innerhalb des Wandels, den Popkultur in Deutschland seit der »Wiedervereinigung« erfahren hat, spielen auch die – zu diesem Zeitpunkt längst aufgelösten – TON STEINE SCHERBEN wider Willen eine eher traurige Rolle. Rio Reiser und TON, STEINE, SCHERBEN sind in der öffentlichen Rezeption kontinuierlich entpolitisiert und entkontextualisiert worden …. Umdeutungen dieser Art können den Originalen nicht vorgeworfen werden, sind aber symptomatisch für ein revisionistisches Klima, das bis in die Familie von Rio Reiser selbst hineinreicht. Auch dort wird freudig daran gebastelt, das Bild von Rio Reiser als schwulen, linken Rebellen zu dem eines Volks- und Heimatsängers umzudeuten, auf dass jene Band, deren Songs lange Zeit von den Radiostationen nicht gespielt wurden, weil der Verdacht der Verfassungsfeindlichkeit bestand, endlich in den Kanon »deutscher Popkultur« aufgenommen werden kann, um dort neben Nena, Grönemeyer, Müller-Westernhagen und Lindenberg als eigenwertig nationales Liedgut in ganz neuem Licht zu erstrahlen.“
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