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Mein musikalisches Outing – 80ziger Teil 2
Rio Reiser
Um es vorweg klarzustellen, nicht alles in den 80zigern war schlecht, sonst würde ich hier nichts schreiben. Damit souly mich besser versteht, mir ging es um die Jahre, die für mich musikalisch kaum Fortschritt brachten. Meine Freunde, Bekannten, Arbeitskollegen oder egal, wer auch immer in meinem näheren Umfeld war, ließ sich von in meinen Augen nichtssagender Musik berieseln. Ob es Popper, Punker, Rocker oder Yuppies waren, ihre Musik beinhalteten für mich Stillstand. Die bisherigen Jahrzehnte waren durch musikalische Revolten geprägt. In irgendeiner Form konnte man Generationenkonflikte über Musik austragen und ausleben. Doch war das in den 80zigern fast unmöglich, da Musik entweder Mode, Lifestyle oder kommerzielle Interessen verfolgten.
Zurück zu dem Jahrzehnt und Rio Reiser. Schon Anfang der 80ziger verband mich mit der Rockband Ton Steine Scherben einiges. „Ich will nicht werden was mein Alter ist“ rettete ich hinüber in die 80ziger. Okay, viel unterscheidet mich nicht mehr von meinem Alten und doch bin ich darauf heute stolz. Rio Reiser machte zwar widerwillig aber immerhin seinen politischen Frieden mit der Gesellschaft und schuf mit seinem Einzelkünstler dasein, die Sehnsucht nach mehr als uns die immer mächtiger werdende Werbung verkaufen wollte. Seine Balladen weckten in mir Wünsche, sprachen Sehnsüchte aus und retteten in mir Mitgefühl und Anteilnahme. Seine Songs und Lyrik ersetzten oftmals die mir fehlenden Worte. Ich war ein „blinder Passagier“ in der Kohlaera, die mir eine geistig moralische Wende ins Nichts aufzeigte. Das verharren im Stillstand konnte ich nur durch „Wann?“ aufbrechen und argumentieren. Und ich wollte nicht nur in apathischer Sicherheit leben. Nein ich wollte „Gefahr“, wollte das es „Jetzt schlägt´s dreizehn“ wird und fragen „Wohin gehen wir“? „Der Sinn des Lebens“ erfahren und auch still „4 Wände“ um mich bauen und nicht ohne „Wenn du mich liebst“ in die Augen meiner Liebe sehen.
Viele kennen es, wenn man jung ist, sind Zwänge groß und man ist vielleicht im „Herbst“ gerade allein und über die Entfernung schickt man „Ich denk an dich“. Die 80ziger waren voller Verwirrungen, Hoffnungen und Wünschen in meinem jungen Leben gewesen. Das Herz ist groß in dieser Zeit und „für immer und dich“ die unausgesprochene Leidenschaft. Wir wollten „das Ding drehen“ selbst „übers Meer“ hinaus und doch Existenznöte bestimmten unser Leben, wo es sich fast ausschließlich ums „Geld“ drehte. Die Lieder von Rio Reiser gaben mir den Einblick, die Sprache und die Gefühle, die ich besser nicht beschreiben könnte. Und noch heute trägt mich ein Wunsch, der schöner als „Laß uns ein Wunder sein“ nicht auszudrücken wäre. Und manchmal frage ich mich noch heute, ob mein „Zauberland“ abgebrannt ist oder aber noch irgendwo brennt. Ob es bereits „Schicht“ ist oder ich nochmals „Far up“ kann. Es war die Zeit „Zwischen Null und Zero“ und denke ich zurück „Mitten in der Nacht“, dann weiß ich zumindest heute, dass ich mich mit „Streik“ wehren werde.
Vielleicht ist obiges schwer nachzuvollziehen, vielleicht erkennt einer sich auch darin, vielleicht ist Rio Reiser meine Spur des Erwachsenwerdens. Doch ohne ihn wäre ich bestimmt heute nicht in diesem Forum. Und ohne ihn hätte ich nicht die Freude und den Schmerz des Lebens intensiv wahr genommen… und das heißt für mich: Ich lebe!!!
Gruß
Mitch
Da ja in der Forumslounge dieser Beitrag gelöscht wurde… stelle ich ihn hier rein, es gibt Musik, die schon wichtig ist und nicht einfach gelöscht werden sollte.
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