Re: Led Zeppelin

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Der HofackerNatürlich darf jeder schwärmen so viel er will. Ich finde allerdings, dass in einem Portal wie laut.de, das ja so etwas wie allmusic.com in Deutsch sein will, ergo einen gewissen journalistischen Anspruch pflegt, ein wenig mehr Zurückhaltung und Neutralität angesagt wäre. Wer für eine solche Publikation schreibt, sollte das wissen.

Eigentlich trifft das Gegenteil zu. Keine Ahnung, wie du auf die Idee kommst, dass die Redaktion gerne eine weniger emotionale Kritik gelesen hätte. „Zurückhaltung“ und „Neutralität“ sind total überbewertet. Wenn man euphorisch ist und das auch glaubhaft transportieren kann (so wie dieser Autor), ist dagegen nichts zu sagen.

Mit Formulierungen wie „einflussreichste Band des Planeten“ wäre ich also sehr vorsichtig.

Ist vielleicht ein klein wenig übertrieben (Beatles!), aber nicht viel.

Außerdem fällt der Autor alle paar Zeilen in eine schwärmerische Fan-Perspektive zurück, wobei er entweder stilistisch üble Umgangssprache einsetzt („wer sich Fan schimpft…“ etc.), schiefe Bilder benutzt („Ins Rückenmark ritzen“) oder leere Worthülsen („gefühlvolle aber kräftige Gitarrenlicks“) verabreicht – das sind alles Sachen, wo ich als Leser normalerweise aussteige.

Ins Rückenmark ritzen ist zwar ein schiefes Bild, aber ein sehr gutes und in diesem Kontext überaus passendes. Die Beschreibung der Musik driftet aber teilweise tatsächlich ins Phrasenhafte ab.

Mal ganz angesehen davon, dass ich finde, dass der Film durchaus auch Momente hat, die man nicht gut finden muss, etwa die mit Verlauf der Show immer hemmungslosere Poserei von Page. Man merkt doch deutlich, dass er derjenige in der Band ist, der am wenigsten mit der Gegenwart anfangen kann (außer bei Ehrungen oder Gitarristenfilmen den Led-Zep-Verweser zu geben) und deshalb ja auch am heftigsten auf eine Reunion hinwirkte.

Kein Widerspruch.

Damit das klar ist: Ich mag und mochte Led Zep immer recht gerne, und fraglos waren sie eine der größten Bands der 1970er Jahre. Chapeau auch für die London-Show, sie haben die Sache würdig und mit dem bestmöglichen Ergebnis hingekriegt. Dennoch muss Kritik erlaubt sein.

Es sei denn natürlich, sie betrifft die Rolling Stones, dann besteht Kritik zu einem guten Teil aus “obligatorischen polemischen und mitunter bösartigen“ Aussagen. Und erinnern wir uns, diese Aussagen bezog sich auf milde (!) Kritik an dem neuen Track nicht auf Ticketpreis- oder Alter-Polemik.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.